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Achtung: Duftstoffallergien!

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Wie herrlich - es ist Vorweihnachtszeit. Wir sind umgeben von den köstlichsten Düften: Zimt und Nelken, Tannen und Zitrusfrüchte, geröstete Mandeln und frisch gebackene Plätzchen. Doch das ist nicht alles - da gibt es noch die wunderbaren Duftkerzen und Räucherstäbchen für eine angenehme Raumatmosphäre, in den Schaufenstern stehen betörende Parfüme, wir bemerken den zarten Jasminduft nicht, der uns entspannen und zum Kauf animieren soll und zu Hause kuscheln wir uns die nach Lavendel duftende Decke. Doch ist das nicht alles zu viel? Was machen diese Duftstoffe mit uns und unserem Körper? Hören wir mal in das Gesundheitstelefon! Dort gibt es Antworten und Tipps, wie wir mit diesen Stoffen umgehen können.


Wir sind umgeben von Düften - und es werden immer mehr. Oft merken wir gar nicht mehr, was uns alles in die Nase weht, und den natürlichen Geruch frisch gewaschener Wäsche kennen wir praktisch nicht. Nicht alle mögen es, ständig Düften ausgesetzt zu werden – etwa vom stark parfümierten Sitznachbarn im Theater. Und viele werden vom Übermaß der Duftreize sogar krank. Auch in der Vorweihnachtszeit umweht uns Zimtaroma im Gebäck oder Orangen und Gewürznelke in der Duftkerze. Gerade jetzt heißt es deshalb: Es geht auch anders!

Die verführerische Welt der Düfte

Wie gemütlich, wenn es in der Adventszeit überall nach Zimt oder Orangen duftet. Und wie verlockend, morgens in einer nach frischen Brötchen duftenden Bäckerei fürs Frühstück einzukaufen. Genauso angenehm ist der saubere Duft nach Zitrone oder Lavendel in einem Badezimmer.

Weil dies vielen Menschen gefällt, duftet es immer häufiger an den verschiedensten Orten. Duftkerzen oder Raumbedufter verströmen ihr Aroma in Privaträumen, Praxen und Autos. In Kaufhäusern oder Büros werden Duftstoffe oftmals über Klimaanlagen verbreitet. Auch im Marketing ist Duft-Design eine feste Größe: Speziell komponierte Düfte sollen positive Sinneseindrücke vermitteln und die Stimmung und das Kaufverhalten der Menschen positiv beeinflussen. Es wird von Verbraucherinnen und Verbrauchern meist gar nicht bewusst wahrgenommen. Wer den Unterschied in der eigenen Nase spüren will, muss jedoch nur einmal in einen Billigladen für Kleidung schnuppern und anschließend eine Edelboutique aufsuchen…

Der zunehmenden Vielfalt an Düften können wir uns immer weniger entziehen. Und genau dies kann zum Problem werden. Denn oftmals wissen wir gar nicht, wie die Düfte in unserem Organismus wirken.

Chemische Duftstoffe – eine unbekannte Gefahr

Duftstoffe sind zunächst einmal einzelne Bestandteile oft komplexer Gemische von Chemikalien. Sie können natürlichen Ursprungs sein oder synthetisch hergestellt werden.

Weltweit werden große Mengen an duftenden Substanzen produziert – darunter etwa 30 Hauptduftstoffe wie Geraniol und Orangenöl und zusätzlich weitere 2.500 bis 3.000 Substanzen. Einzelne Produkte können aus wenigen bis zu mehreren hundert Duft-Substanzen bestehen. Die Zusammensetzung der Mischungen unterliegt oft geheimen Rezepturen. Eine unvollständige Deklaration der Inhaltstoffe jedoch kann für Menschen, die auf bestimmte Stoffe reagieren, problematisch sein.

Duftstoffe kommen auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Organismus. Über die Riechsinneszellen gelangen sie in das Riechzentrum des Gehirns, den Bulbus olfactorius. Auch über die Atemwege werden sie aufgenommen, wodurch die Duftmoleküle sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Manche Duftstoffe, etwa Moschusverbindungen in Parfüms oder Duftsubstanzen im Waschpulver, werden zudem über die Haut aufgenommen.

Wie Duftstoffe wirken können

Die Wirkung im Körper ist bislang nur für wenige Duftstoffe entschlüsselt, und das auch nur teilweise. So vertreibt natürlicher Jasminduft die Schläfrigkeit und regt an. Der Duft von Pfefferminze und Zitrone wirkt sich ebenfalls positiv auf die Wachsamkeit und die Konzentration aus. Das ätherische Öl der natürlichen Bitter-Orange wirkt nachgewiesenermaßen schlaffördernd, selbst bei stressgeplagten Menschen. Beruhigend ist auch naturbelassenes Lavendelöl. Diese und einige weitere Effekte natürlicher Duftessenzen sind wissenschaftlich nachgewiesen. Ihnen gegenüber stehen jedoch bis zu 3.000 meist künstliche Duftstoffe, von deren Auswirkungen auf den Körper wir kaum Erkenntnisse haben.

Allergien – von lästig bis gesundheitsgefährdend

Laut einer für das Umweltbundesamt durchgeführten Studie gibt es in Deutschland etwa eine halbe Million Menschen, die allergisch auf Duftstoffe reagieren. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Jucken auf der Haut, Ausschläge, die Beeinträchtigung des Geschmackssinns oder der Atemfunktion sind Anzeichen für die Unverträglichkeit. Im äußersten Fall kann sie zur sozialen Isolation führen, denn entkommen kann man den Duftstoffen nicht – weder im Kino oder Theater noch im Restaurant oder Geschäft. Allein die Anwesenheit parfümierter Menschen kann für Allergiegeplagte belastend sein. Dabei ist unerheblich, ob es sich um natürliche oder synthetisch hergestellte Düfte handelt, denn Düfte beider Gewinnungsarten können Allergie auslösend sein.

Manche Duftstoffe können aber auch Hormone und die Fruchtbarkeit beeinflussen, einige stehen sogar im Verdacht, krebserregend zu sein.

Kennzeichnung? Mangelhaft!

Leider sind bislang nur wenige der rund 3.000 Duftstoffe auf ihre Wirkung im Körper untersucht und eingeordnet. 26 Duftstoffe werden in der Kosmetikverordnung als besonders Allergie auslösend eingestuft. Dazu gehören unter anderem Citral, Farnesol und Linalool. Bleiben die Hersteller von Kosmetik-Erzeugnissen unterhalb der deklarationspflichtigen Konzentration müssen sie keine Stoffe ausweisen. Nur wenn die Duftstoffe eine bestimmte Menge überschreiten und ihnen ein Allergie auslösendes Potenzial nachgewiesen wurde, müssen sie auf der Verpackung aufgeführt werden.

Jedoch kann wohl kaum jemand etwas mit Bezeichnungen wie Benzyl salicylate anfangen, und dass Eugenol für den Duft nach Gewürznelken verantwortlich ist, ahnen wohl auch nur die Wenigsten. Mit Hilfe einer App, die Inhaltsstoffe von Produkten über den Barcode aufnimmt, kann man weitere Informationen einsehen.

Für Duftstoffe, die über die Atemluft aufgenommen werden, gibt es derzeit überhaupt keine Regelungen. Klinische Studien legen nahe, dass auch das Einatmen von Duftstoffen zu allergischen Reaktionen führen kann. Die wissenschaftliche Kenntnislage hierzu reicht bisher allerdings nicht aus, um darauf rechtliche Regelungen zu stützen. Dies ist nur für Duftstoffe geregelt, die Gefahren darstellen, weil sie etwa die Haut reizen. Hier müssen Arbeitsplatzgrenzwerte eingehalten werden. Doch für Raumbedufter, Duftlampen und ähnliches gibt es noch keine Richtlinien. Deswegen kann für Allergiker der Aufenthalt in Kaufhäusern, Geschäften oder Büros, in denen Duftstoffe unkontrolliert eingesetzt werden, zum Problem werden.

Weniger Duft ist viel besser

Welchen und wie viel Duft wir als angenehm empfinden, ist in der Regel erlernt – genauso gut können wir es uns also wieder abtrainieren. Gerade der angebliche Duft nach Sauberkeit und Frische hat sich vom Werbeträger für die Wasch- und Putzmittelindustrie zu einer vermeintlichen Naturgegebenheit entwickelt. Da man aber jederzeit eine Allergie entwickeln kann, sollten wir zumindest versuchen, die künstlichen Duftstoffe in unserem Alltag zu reduzieren. An natürliche Duftstoffe haben wir uns im Laufe der Evolution gewöhnt, sie werden in aller Regel gut vertragen.

Aber es geht ja auch anders: Es gibt mittlerweile Ökoprodukte, die auf den Zusatz von Duftstoffen ganz verzichten. Raumbedufter werden durch regelmäßiges Lüften meist überflüssig. Papiertaschentücher und Toilettenpapier erfüllen ihre Funktion auch ohne Parfümierung.

Natürliche Duftstoffe sind auch eine gute Alternative für die Weihnachtsdekoration. Herrlich nach Harz riechende Tannenzweige wirken gemütlich, ebenso eine Orange mit Nelken gespickt. Falls Sie vom Herbst noch Quitten übrighaben, legen Sie diese aus. Sie sind lange haltbar und verströmen einen schönen Duft. Duftlampen mit natürlichen Aromaessenzen sind ebenfalls unbedenklich. Und was gibt es Besseres als den leckeren Duft selbstgebackener Plätzchen!

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Beatrice Wagner beatrice-wagner.de, Susanne Schneider freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Duftstoffe: Chemische Begleiter des Alltags. Eine Broschüre des Umweltbundesamtes

Informationen des Umweltbundesamtes über Wirkung und Verwendung von Duftstoffen

Auch der Deutsche Allergie- und Asthmabundes e.V. (DAAB) beschäftigt sich mit Raumdüften

SWR-Marktcheck zu Duftstoffen und Allergien

 


 

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