Alles dufte? Wissenswertes zum Thema Schwitzen
Donnerstag,
16. Juni 2022
Die Temperaturen steigen, die Bekleidung wird weniger, und plötzlich ist er da: der gut sichtbare Schwitzfleck in Hemd, T-Shirt oder Bluse. Dazu gesellt sich gerne mal ein leichtes Müffeln. Sommer eben. Wenn sich aber das Müffeln zu einem deutlich wahrnehmbaren Schweißgeruch entwickelt, wird es unangenehm und den meisten Menschen peinlich. Dabei ist Schwitzen eine normale und sogar lebenswichtige Körperfunktion. Es lohnt sich, sie im Blick zu behalten: Weil es gegen störenden Schweißgeruch wirksame Mittel gibt, und weil Schwitzen auf eine Erkrankung hinweisen kann.
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Warum wir schwitzen
Durch Schwitzen reguliert unser Organismus die Körpertemperatur. Überschüssige Wärme, die bei vielen Stoffwechselprozessen entsteht, wird aus dem Körperinneren über den Atem und die Haut nach außen geleitet. Auch ohne hohe Außentemperaturen und ohne jegliche körperliche Aktivität verdunsten wir im Laufe eines Tages circa einen halben Liter Schweiß. In der Regel nehmen wir dies allerdings erst als Schwitzen wahr, wenn unsere rund zwei Millionen Schweißdrüsen einen Feuchtigkeitsfilm auf der Haut produzieren.
Würden wir nicht schwitzen, wären wir bei hochsommerlichen Temperaturen ständig vom Hitzschlag bedroht. Denn mit der Schweißproduktion wird die Haut nicht nur angefeuchtet, sondern die Verdunstung des Schweißfilms entzieht den darunterliegenden Blutgefäßen Wärme. So kann die Körpertemperatur konstant auf 37 Grad Celsius gehalten werden. Unsere inneren Organe, Herz und Nieren zum Beispiel, brauchen diese Temperatur, um arbeiten zu können.
Warum Schweiß riecht
Tatsächlich riecht Schweiß nicht zwangsläufig – das frische Sekret ist praktisch geruchslos. Der unangenehme Geruch entsteht erst, wenn er von Bakterien zersetzt wird. Aber warum empfinden wir ausgerechnet den Achselschweiß als besonders unangenehm? Zum einen sind die Schweißdrüsen auf der Haut unterschiedlich verteilt, und unter den Achseln, an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen sitzen besonders viele. Zum anderen gibt es zwei Arten von Schweißdrüsen: ekkrin und apokrin genannt.
Die apokrinen Schweißdrüsen beginnen erst in der Pubertät zu arbeiten. Sie produzieren eine andere Art von Schweiß als die ekkrinen, temperaturregelnden Drüsen und haben eine ganz andere Aufgabe: nämlich Geruchsstoffe auszusenden. Über diese Duftdrüsen kommunizieren wir ganz urzeitlich mit dem anderen Geschlecht. Menschen, die wir wortwörtlich nicht riechen können, finden wir nicht attraktiv, während wir vom Geruch unserer Sexualpartner oft nicht genug kriegen können.
Die apokrinen Schweißdrüsen konzentrieren sich auf wenige Stellen des Körpers, vor allem den Intimbereich, die Brustwarzen und die Achselhöhlen. Bakterien lieben die spezielle Zusammensetzung ihres Sekrets, was wiederum die Geruchsanfälligkeit des Achselschweißes erklärt.
Was man gegen Schweißgeruch tun kann
Kennt man die Funktion des apokrinen Schweißes, weiß man auch, weshalb gerade Teenager oft von Duftwolken umgeben sind, seien sie säuerlich, ranzig oder scharf von Schweiß oder blumig-aromatisch bis aufdringlich parfümiert von Deo.
Tatsächlich dürfte bei fast jedem Erwachsenen entweder ein Deodorant oder ein Antitranspirant im Bad bereitstehen. Das aluminiumfreie Deo überdeckt mit Duftstoffen und oft auch Alkohol den Schweißgeruch. Da es die Ursachen des Geruchs nicht bekämpft, muss es mehrmals täglich aufgetragen werden. Die in Antitranspirantien enthaltenen Aluminiumsalze hingegen verengen für eine Weile die Poren, wodurch Schweißbildung und Bakterienwachstum reduziert werden. Ein Geruch kann so gar nicht erst entstehen. Ein Antitranspirant muss nur einmal täglich oder sogar nur einmal wöchentlich aufgetragen werden. Zu beachten ist, dass die Wirkung mit einiger Verzögerung eintritt, weshalb empfohlen wird, es abends nach dem Waschen aufzutragen.
Sind Aluminiumsalze in Deos schädlich für die Gesundheit?
Eine Zeit lang galten Aluminiumsalze in Deos generell als gesundheitsschädlich. Ihnen wurde nachgesagt, dass sie unter anderem neurotoxische Entwicklungsstörungen sowie Schäden an Nieren, Leber und Knochen verursachen können. Neue Studien kommen zu dem Ergebnis, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Aluminium-Aufnahme über die Haut unwahrscheinlich seien, da die bisher angenommene Gesamtbelastung für den Körper durch den Gebrauch von Antitranspirantien geringer sei als bisher angenommen. Es gibt aber auch kritische Fragen zu der Auswirkung von Aluminium auf die Gesundheit. Da wir auch schon über die Nahrung dieses aufnehmen, über die Kosmetik, ja auch über die Luft, und man nicht eindeutig sagen kann, was nun ein Zuviel an Aluminium im Körper bedeutet, sollten man sparsam mit dem Gebrauch von Deos mit Aluminiumsalzen umgehen. Es wird zwar über die Nieren ausgeschieden, aber wenn zu viel dem Körper zugeführt wird, bleibt auch viel im Körper zurück. Es sind noch nicht alle gesundheitlichen Risiken abschließend und eindeutig geklärt und es bedarf noch weiterer Forschungen auf diesem Gebiet.
Tipps im Alltag
Neben chemischen Mitteln gibt es weitere, einfache Methoden gegen Schweißgeruch, die in den Alltag eingebaut werden können.
- Vermeiden Sie enge Kleidung aus Synthetik. Leinen, Baumwolle und Seide sind atmungsaktiver und nehmen Feuchtigkeit besser auf als Kunstfasern. Zudem behalten viele synthetische Materialien den Schweißgeruch auch noch nach dem Waschen, da sie bei geringen Temperaturen nicht verschwinden.
- Rasieren Sie Ihre Achseln, so kann sich in der Behaarung weniger Schweiß festsetzen. Aber Vorsicht: Direkt nach der Rasur ist die Haut gereizt. Warten Sie also mit dem Auftragen von Deo oder Antitranspirant.
- Verringern Sie den Konsum von heißem Kaffee oder Tee, Alkohol und Nikotin sowie scharfen Gewürzen. Diese Stoffe regen die Schweißproduktion an.
- Fleisch, Zwiebeln und Knoblauch wirken sich auf den Geruch unserer Körperausdünstungen aus – greifen Sie also verstärkt zu gesunder, ausgewogener Ernährung. Sie kann die Zusammensetzung des Schweißes positiv beeinflussen.
- Salbei ist als Hausmittel gegen Schwitzen bekannt – und er soll den Schweißfluss verringern. Gießen Sie morgens frische oder getrocknete Blätter kalt auf und trinken Sie den Tee am Abend vor dem Schlafengehen.
- Schwitzen Sie gesund – etwa durch Saunabesuche oder schweißtreibenden Ausdauersport. Das regelmäßige Schwitzen kann die Schweißbildung im Alltag regulieren und es sorgt für Entspannung.
Was außer Hitze hinter dem Schwitzen stehen kann
Anspannung, Stress und Angstgefühle sind ebenfalls Auslöser von starkem Schwitzen. Dauern diese Zustände länger an, sollten Sie versuchen, die Ursachen zu beseitigen und sich eventuell ärztliche oder therapeutische Unterstützung holen.
Bekannt sind die Schwitz-Attacken, die viele Frauen während der Wechseljahre erleben. Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen sind ebenfalls oft von verstärktem Schwitzen begleitet. Vor allem nächtliches Schwitzen ist typisch für Infektionskrankheiten wie Grippe, Hepatitis und Tuberkulose. Es kann aber auch ein Hinweis auf bestimmte Krebserkrankungen sein. Bei regelmäßigen nächtlichen Schweißausbrüchen ohne offenkundige Ursache sollten Sie eine ärztliche Praxis aufsuchen. Kalter Schweiß ist in aller Regel ebenfalls ein Krankheitsbotschafter. Er kann in Zusammenhang mit einer Panikattacke, einem Kreislaufkollaps oder einem Herzinfarkt auftreten – schnelle Hilfe ist dann geboten.
Schließlich gibt es auch die Hyperhidrose. Von ihr spricht man, wenn Menschen ohne äußerliche Anlässe übermäßig schwitzen. Aber ganz gleich, ob Sie daran erkrankt sind oder nicht – sobald starke Schweißabsonderung mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen Sie in Ihrem Alltag belastet, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf ansprechen.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
Über den Zusammenhang von Ernährung und Körpergeruch
Deos und Antitranspirantien im Vergleich der Stiftung Warentest (teilweise kostenpflichtig)
Über Aluminium in Antitranspirantien
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