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Alles im Blick – Wie wichtig eine gute Sehfähigkeit ist

Samstag, 1. April 2023

Wenn wir etwas „wie unseren Augapfel hüten“, ist es uns sehr wichtig – wenn nicht das Wichtigste überhaupt. Und genau so sollten wir mit unseren Augen umgehen, denn wir brauchen vom ersten Tag bis ins hohe Alter eine gute Sehfähigkeit. Auch wenn nicht alle Erkrankungen zu vermeiden sind, können wir doch eine Menge tun, um unsere Augen möglichst lange gesund und leistungsfähig zu halten.
 

Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:


Warum ist gutes Sehen so wichtig?

Mit unseren Augen lernen wir die Welt kennen. Sie geben uns Orientierung im Raum, warnen uns vor Gefahren und sagen unseren Mitmenschen manchmal mehr als Worte. Mit den Augen nehmen wir schneller und mehr Informationen auf als mit allen anderen Sinnesorganen. In der Schule, im Verkehr, im Beruf und im Alltag wird vorausgesetzt, dass sie gut funktionieren. Aber spätestens, wenn die erste Lesebrille nötig wird, merken wir, dass gutes Sehen nicht selbstverständlich ist. Im Alter erhöht schlechtes Sehen die Sturzgefahr, und es gibt sogar Hinweise darauf, dass das Risiko steigt, an Demenz zu erkranken, wenn visuelle Reize fehlen. Viele gute Gründe also, in jeder Lebensphase gut auf unsere Augen zu achten – sei es durch unser Verhalten oder durch Vorsorgeuntersuchungen.

Gutes Sehen ist wichtig für die Entwicklung von Kindern

Die Augen gehören zu allen U-Untersuchungen und auch zur Schuleintrittsuntersuchung. Darüber hinaus empfiehlt das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) fachärztliche Augenuntersuchungen im Alter von sechs Monaten, drei Jahren und kurz vor der Einschulung sowie anschließend alle zwei Jahre, auch wenn keine Sehprobleme auftreten. Bei Auffälligkeiten sollte natürlich sofort eine augenärztliche Praxis aufgesucht werden. Laut KGS sieht jedes zehnte Kind in Deutschland schlecht, was in zwei Dritteln der Fälle erst spät entdeckt wird. Besonders Eltern mit Sehproblemen sollten auf Auffälligkeiten bei ihren Kindern achten. Es gibt Hinweise, dass es familiäre Veranlagungen für schlechtes Sehen und besonders für Kurzsichtigkeit gibt.

Sehschwierigkeiten bei Kindern

Zu den häufigen Sehschwächen bei Kindern zählen das Schielen, die Ungleichsichtigkeit und die Schwachsichtigkeit. Sie alle können dazu führen, dass sich beide Augen unterschiedlich entwickeln und räumliches Sehen dadurch erschwert wird. Am weitesten verbreitet dürfte jedoch die Kurzsichtigkeit sein – sie nimmt seit Jahren weltweit zu, vor allem unter Schulkindern. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Kinder oft stundenlang nur in die Nähe schauen, zum Beispiel auf das Handy, auf den Computerbildschirm oder in Bücher. Während der Wachstumsphase passt sich der Augapfel an dieses Verhalten an und wächst in die Länge. Die Bilder aus der Nähe landen dann zwar auf der Netzhaut und werden perfekt wiedergegeben, nicht aber die Bilder aus der Ferne. Sie kommen vor der Netzhaut an und bleiben unscharf. Die rechtzeitige Korrektur mit einer Brille ist also sehr wichtig für die Kleinen.

Untersuchungen in Asien haben gezeigt, dass sich bei Kindern, die zwei Stunden pro Tag draußen im Tageslicht verbrachten, das Risiko für Kurzsichtigkeit um die Hälfte reduzierte. Also: Nichts wie raus ins Freie!

Kurzsichtigkeit nicht unterschätzen

Auch unter Erwachsenen ist die Kurzsichtigkeit extrem verbreitet: Schätzungsweise jeder zweite Mensch weltweit ist kurzsichtig. Dabei gilt eine Fehlsichtigkeit bis minus sechs Dioptrien nicht als Erkrankung, sondern als Abweichung vom Durchschnitt. Brillen, Kontaktlinsen oder Operationen gleichen Kurzsichtigkeit in der Regel gut aus. Die meisten Betroffenen erwerben ihre Kurzsichtigkeit im Schulalter, sie kann sich später verschlechtern, aber auch wieder bessern. Da mit einer Kurzsichtigkeit das Risiko weiterer Augenveränderungen steigt, sollten regelmäßige Sehtests wahrgenommen werden.

Die Augen im Erwachsenenalter

Im Alter zwischen 30 und 40 Jahren kann eine Weitsichtigkeit entstehen, die sich beim angestrengten Lesen am Bildschirm oder im Straßenverkehr bemerkbar macht. Gerade in dieser sehr aktiven Lebensphase empfiehlt das KGS deshalb alle drei Jahre einen Sehtest bei einer Augenärztin oder einem Optiker. Eine gut angepasste Bildschirm- oder Arbeitsplatzbrille bewahrt die Augen vor allzu großer Anstrengung.

Stark kurzsichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko einer Netzhautablösung. Sie macht sich durch das Sehen von Blitzen oder dichter dunkler Flecken, dem so genannten Rußregen, bemerkbar und muss notfallmäßig behandelt werden – ansonsten droht die Erblindung. Auch das Risiko, an Grauem Star zu erkranken, ist bei kurzsichtigen Menschen erhöht.

Ab Mitte 40 kann die so genannte Alterssichtigkeit beginnen. Sie entsteht, weil die Linse nach und nach ihre Elastizität verliert und sich immer weniger an den Wechsel der Entfernungen beim Sehen anpassen kann – jetzt sollte ein Sehtest alles zwei Jahre zur Routine werden.

Blaues Licht – schädlich für die Augen?

Anders als etwa die Ultraviolett- oder Röntgenstrahlung ist blaues Licht für das menschliche Auge sichtbar. Das natürliche, von der morgendlichen Sonne abgegebene blaue Licht unterdrückt die Bildung des Schlafhormons Melatonin und macht uns dadurch wacher und leistungsfähiger.

Doch nicht nur die Sonne gibt blaues Licht ab, sondern auch digitale Geräte wie Smartphones, Bildschirme oder Fernseher. Dabei unterscheiden unsere Augen nicht zwischen dem Blaulicht vom Display und dem aus dem Tageslicht. Auch LED-Licht hat einen hohen Blau-Anteil.

Blaulicht steht im Verdacht, für das Auge schädlich zu sein und dem Körper falsche Signale zu geben, die den Schlafrhythmus und das Wohlbefinden nachhaltig beeinflussen können. Auch wenn diese Vorbehalte nicht sicher durch Studien belegt sind, ist es ratsam, blaues Licht im Alltag zu reduzieren, vor allem wenn Sie viel Zeit vor Bildschirmen verbringen.

Brillen mit speziellem Blaulichtfilter reduzieren kurzwelliges blaues Licht.  Die Blaulichtfilter-Beschichtung entlastet die Augen und kann besonders bei langen Bildschirm-Sessions für ein besseres Wohlbefinden sorgen. Ein weiteres Plus bieten Sonnenbrillen mit Blaulichtfilter: Sie sorgen häufig für ein kontrastreicheres Sehen.

Wichtig: Entspannung und Training

Vor allem Menschen, die viel am Bildschirm arbeiten, sollten darauf achten, ihren Augen regelmäßig Gutes zu tun. Auch für sie gehört der Aufenthalt im Freien dazu – er ist nicht nur für die Augen erholsam. Gut zu merken ist außerdem die so genannte 20:20:20-Regel:

Auf 20 Minuten Nah-Sehen folgt 20 Sekunden Fern-Sehen auf einen Gegenstand in mittlerer Entfernung (20 Fuß, das entspricht etwa sechs Metern).

Im Internet gibt es zahlreiche weitere Übungen, die die Augen entspannen und ihre Anpassungsfähigkeit trainieren – so auch beim Gesundheitstelefon der LZG.

Typische Augenerkrankungen im Alter

Ab dem 50. Lebensjahr treten bei vielen Menschen typische Erkrankungen des Auges auf – allen voran der Graue Star. Bei dieser auch als Katarakt bezeichneten Erkrankung handelt es sich um eine Linsentrübung, bei der die Betroffenen wie durch eine Milchglasscheibe sehen. Der Graue Star ist gut zu operieren – die Linse im Auge wird durch eine künstliche Linse ersetzt, die gegebenenfalls sogar eine Kurz- oder Weitsichtigkeit mindern kann. Nicht zu beheben ist der Grüne Star, medizinisch Glaukom genannt, bei dem der Sehnerv aufgrund eines erhöhten Augeninnendrucks allmählich zerstört wird. Das Fortschreiten kann durch regelmäßiges Eintropfen eines Medikaments nur aufgehalten, nicht aber geheilt werden. Vorsorgeuntersuchungen werden angeboten, aber von den Krankenkassen in der Regel nicht erstattet.

Letztendlich kann der Grüne Star genauso zur Erblindung führen wie die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), eine typische Erkrankung im hohen Alter. Hierbei geht die Sehfähigkeit im Bereich des schärfsten Sehens, der auf der so genannten Makula liegt, allmählich verloren. Dinge in der Mitte des Gesichtsfeldes werden unscharf, gerade Linien erscheinen verzerrt. Eine AMD entsteht meist durch Stoffwechselveränderungen, die zu Ablagerungen an der Netzhaut führen und diese verformen. Man unterscheidet zwischen trockener und feuchter Makuladegeneration. Die trockene AMD schreitet vergleichsweise langsam voran, ist nicht behandelbar und kann in eine feuchte AMD übergehen. Diese schreitet schneller voran, ist aber durch Medikamente, die ins Auge gespritzt werden, aufzuhalten. Heilung gibt es auch hier bislang nicht.

Noch ein paar Tipps: So tun Sie Ihren Augen Gutes

  • Schützen Sie die Augen vor UV-Strahlung – sie kann unbemerkt dem Grauen Star und der Makuladegeneration den Weg bereiten.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen – es hemmt die Durchblutung des Auges und begünstigt die frühzeitige Entwicklung von Grauem Star und Makuladegeneration. Auch ein hoher Alkoholkonsum erhöht dieses Risiko.
  • Achten Sie darauf, dass Diabetes und Bluthochdruck gut eingestellt sind – beides wirkt sich ebenfalls auf die Blutgefäße in den Augen aus.
  • Verbringen Sie viel Zeit im Freien – vor allem, wenn Sie häufig vor dem Computerbildschirm sitzen.
  • Gönnen Sie Ihren Augen Pausen – auch ausreichender Schlaf gehört dazu. Generell nutzt jegliche Entspannung, etwa durch Yoga, auch den Augen.
  • Und übrigens tut auch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit Ihren Augen gut!

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Das Kuratorium Gutes Sehen e.V. informiert rund um Sehschwächen und Sehstörungen.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) befasst sich mit gutem Sehen in der Arbeitswelt.

Die Sendung Quarks räumt mit Mythen rund ums Sehen auf und erklärt, was wir für gesunde Augen tun müssen.

Die Verbraucherzentrale klärt über den Nutzen der Glaukom-Früherkennung auf.

Im Gesundheitstelefon der LZG finden Sie Beiträge zu diesen Themen:

 


 

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