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Der Flüssigkeitshaushalt: Kann man auch zu viel trinken?

Samstag, 16. Juli 2016

Eineinhalb bis zwei Liter Wasser am Tag, bei Hitze auch drei Liter

Gesundheitstipps, Trink-Apps für das Smartphone oder Erinnerungen per E-Mail – auf vielen Wegen werden wir immer wieder daran erinnert, dass wir der Gesundheit zuliebe regelmäßig trinken müssen. Eineinhalb bis zwei Liter Wasser täglich sollten es sein, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), bei Hitze dürfen es auch drei Liter und mehr sein. Natürlich sollte diese Menge nicht auf einmal, sondern in kleinen Portionen über den Tag verteilt, getrunken werden.

Wofür braucht der Körper Wasser?

Wasser ist ein Transportmittel für Nährstoffe und ein Lösungsmittel für Vitamine. Es enthält Elektrolyte, die für den Stoffwechsel und die Funktion von Körperzellen wichtig sind. Es sorgt dafür, dass das Blut nicht eindickt – was lebenswichtig ist für die Organe, allen voran für Herz und Gehirn. Wer nicht regelmäßig trinkt, riskiert ein Nachlassen des Denkvermögens, weil das Gehirn im Verhältnis zu seiner Größe den meisten Wasserbedarf hat. Und so ist es auch sinnvoll, dass viele Menschen Wasserflaschen in der Handtasche oder im Rucksack mit sich nehmen, wenn sie länger unterwegs sind. Auch Universitäten haben sich darauf eingestellt und erlauben den Studierenden zum Beispiel teilweise ausdrücklich, Wasserflaschen sogar mit in die Bibliothek zu bringen. 

Auch bei H2O gibt es ein schädliches „Zuviel“

Aber Vorsicht, ganz so harmlos ist es auch mit dem Wasser nicht. Man kann auch zu viel Wasser trinken! Und das kann lebensgefährlich oder unter Umständen sogar tödlich sein. „Wasservergiftung“ wird dieses Phänomen umgangssprachlich genannt, die Fachbezeichnung dafür lautet „Hyponatriämie“, zu übersetzen mit Kochsalzmangel im Blut. Dazu muss man wissen, dass Kochsalz der Hauptlieferant für Natrium unter den Lebensmitteln ist. Zu viel getrunkenes Wasser führt zu einem Verdünnungseffekt des Blutes, die Natriumkonzentration im Blut sinkt. Das wiederum hat Einfluss auf den Natrium- und Kalium-Austausch innerhalb und außerhalb der Körperzellen. Dadurch wird mehr Flüssigkeit in Körperzellen hineintransportiert als heraustransportiert. Dies kann in besonders gravierenden Fällen sogar zu einem lebensgefährlichen Hirnödem führen. Ein Hirnödem ist eine Wassereinlagerung in das Hirngewebe, besonders im Hirnstammbereich, und kann Atem- und Bewusstseinsstörungen zur Folge haben. 

Gefährdete Personengruppen

Medizinische Berichte zeigen, dass immer wieder Amateur-Marathonläufer betroffen sind. Aus Angst, während des Laufes auszutrocknen, trinken sie ständig nach. Gefährdet sind auch junge Frauen, die andauernd trinken, um weniger essen zu müssen. Riskant sind auch abstruse Mutproben und Wettbewerbe, bei denen es darum geht, möglichst viel Wasser zu trinken. 

Lebensgefährliche Folgen bei zu hoher Trinkmenge

Gesundheitliche Vorteile hat das Zuviel-Trinken nicht. Es wird zwar immer wieder behauptet, dass viel Flüssigkeitszufuhr den Körper entgiften solle. Dies klingt zwar plausibel, wurde bisher jedoch nicht durch wissenschaftliche Studien bewiesen. Bewiesen hingegen sind die lebensgefährlichen Folgen, die sich ab einer Trinkmenge von fünf bis sechs Litern pro Tag einstellen können. Aber Achtung, selbst bei einer Trinkmenge unter fünf Litern, die also trotzdem noch dauerhaft erhöht ist und über der empfohlenen Tagesmenge liegt, kann sich der Mineralstoffhaushalt des Körpers verändern. 

Vertrauen Sie Ihrem Durstempfinden

Wie trinken Sie also richtig? Wie eingangs erwähnt, lautet die Empfehlung der DGE täglich eineinhalb bis zwei Liter zu trinken, bei Hitze auch drei Liter und mehr. Wichtig ist dabei allerdings, dass Sie Ihrem Durstgefühl vertrauen. Es ist nicht notwendig, dass Sie mehr trinken, als Sie brauchen, um Ihren Durst zu stillen. Sind Sie allerdings im Seniorenalter, verhält es sich anders: Ihr Durstempfinden könnte gestört sein. Führen Sie eventuell ein Trinkprotokoll und befragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt dazu. Sind Sie Sportler? Dann achten Sie besonders auf Ihre Körpersignale. Nach Sport und Schwitzen besteht oftmals Lust auf Salziges. Damit signalisiert der Körper, dass er einen Mineralstoffausgleich braucht. Trinken Sie dann natriumreiches Wasser, am besten mineralhaltiges Wasser mit einem mittleren Natriumgehalt. Genauso können Sie auch Leitungswasser mit Kochsalz anreichern: Fügen Sie einem Liter Wasser eine Prise Kochsalz hinzu. Weitere hilfreiche Getränke zum Mineralstoffausgleich sind Apfelschorle und alkoholfreies Bier. Hochleistungssportler trinken auch isotonische Getränke. 

Fazit: Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel trinken!

Zum Abschluss möchten wir Sie noch einmal darauf hinweisen, dass es natürlich nach wie vor richtig ist, nicht zu wenig zu trinken. Denn vermehrtes Trinken hilft auch bei Blasenentzündungen –  vorbeugend genauso wie therapeutisch –  sowie bei Verstopfung und zur Verhinderung von Nierensteinen. „Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel“, das also ist unser Tipp bezüglich der Trinkmenge, frei nach Paracelsus‘ Motto: „die Dosis macht das Gift“.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
Redaktion: Marielle Becker


 

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