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Die Stoffwechsel-Erkrankung Gicht

Donnerstag, 1. September 2016

Wie äußert sich Gicht?

Gicht galt lange als Krankheit der Reichen und Wohlgenährten. Heute jedoch ist die Stoffwechselkrankheit in allen Bevölkerungsschichten vertreten, mit steigender Tendenz. Bei Gicht treten anfallsartig starke Schmerzen auf, vor allem in den Gelenken. Besonders häufig betroffen sind die Gelenke in Zehen (große Zehen), Knien und Finger.

Salze der Harnsäure lagern sich ab und verursachen Schmerzen

Bei einer Gicht lagern sich Harnsäurekristalle in verschiedenen Gelenken und Geweben ab, diese werden „Urate“ genannt. Sie führen zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung der Gelenke, mit Überwärmung und Rötung. Häufig lagert sich das Urat auch in der Nähe der betroffenen Gelenke ab und wird dort als Gichtknoten sichtbar.

Ursache für Gicht: Ein erhöhter Harnsäurespiegel

Voraussetzung dafür, dass sich überhaupt eine Gicht entwickeln kann, ist ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut, die so genannte Hyperurikämie. Die Zahl der von Hyperurikämie betroffenen Erwachsenen in Deutschland ist allein in den letzten Jahren drastisch angestiegen: von nur zwei auf 20 Prozent, ist der renommierten Fachzeitschrift „Der Internist“ (2016) zu entnehmen. Dies hat viel mit den Ess- und Trinkgewohnheiten zu tun.

Warum ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht?

Der Harnsäurespiegel im Blut hängt mit dem Abbau von Purinen zusammen. Diese stammen aus zwei Quellen: Zum einen stecken sie in der Nahrung, zum anderen werden Purine vom Körper selbst gebildet. Im Stoffwechsel werden die Purine zu Harnsäure abgebaut und größtenteils über die Nieren ausgeschieden.

Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass es auch vererbte Enzymstörungen im Purinstoffwechsel geben kann und diese dann zu einem erhöhten Harnsäurespiegel führen.

Was lässt den Harnsäurespiegel ansteigen?

Generell treiben nicht die Essmengen den Harnsäurespiegel in die Höhe, sondern vor allem das, was gegessen und getrunken wird. Die Hauptübeltäter sind Alkohol, Fleisch und – wie neuerdings bekannt – Fruchtzucker, der etwa zum Süßen von Limonaden benutzt wird. Weiterhin geht die Zunahme der Hyperurikämie und der Gicht in unserer Gesellschaft auch auf die Zunahme von krankhaftem Übergewicht, also Adipositas, zurück.

Folgen des erhöhten Harnsäurespiegels

Durch eine Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob eine Hyperurikämie vorliegt. Der Harnsäurewert liegt dann dauerhaft über 6,5 mg/dl. Ab diesem Wert besteht eine erhöhte Gefahr, Gicht zu bekommen. Langfristig kann ein hoher Harnsäurespiegel mit einer gefährlichen chronischen Niereninsuffizienz, also einer Nierenfunktionsstörung, einhergehen. Aber auch Nierensteine, erhöhter Blutdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt und auch Erektionsstörungen können mit einer Hyperurikämie einhergehen.

Therapie

Als Therapie gilt es, die Harnsäure frühzeitig zu senken. Bei festgestellter Gicht wird ein Harnsäurewert von 6 mg/dl und weniger angestrebt, so die maßgeblichen Empfehlungen von EULAR (European League Against Rheumatism). Diese Menge gilt als Löslichkeitsgrenze für Uratkristalle, die eine der Ursachen für Nierensteine darstellen. Gegen Gicht beziehungsweise gegen einen Gichtanfall gibt es verschiedene Medikamente und Mittel. Falls Sie betroffen sind, lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten.

Was können Betroffene selbst tun?

Ist der Harnsäurespiegel dauerhaft erhöht und zeigen sich noch keine Symptome, wird derzeit keine medikamentöse Senkung empfohlen. Denn dazu gibt es noch keine aussagefähigen Studien. Hier sind Betroffene selbst gefordert. Der beste Rat lautet: „Ausgewogen essen und Exzesse vermeiden.“ Dies bedeutet:

  • Essen Sie tierische purinhaltige Lebensmittel nur in kleinen Mengen oder verzichten Sie ganz 400 mg Harnsäure täglich sind die Obergrenze dessen, was dem Körper eines Gichtpatienten zugeführt werden darf. Zur Orientierung: Eine Thüringer Bratwurst à 150 g enthält Purine, die vom Stoffwechsel in ca. 90 mg Harnsäure umgewandelt werden.
  • Reduzieren Sie den Alkoholkonsum, denn Alkohol hemmt die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere und trägt somit zu einer Steigerung des Harnsäurespiegels bei. Vermeiden sollten Sie allerdings Bier, auch alkoholfreies, denn es enthält Purine.
  • Verzichten Sie auf Softdrinks und Limos, und auch auf Müsliriegel und Fruchtjoghurts, sofern sie mit Fruktose oder Fruktosesirup gesüßt sind.
  • Erlaubt sind hingegen fettreduzierte Milch und ungesüßte Milchprodukte.
  • Auch Obst und Gemüse sind erlaubt, denn der natürliche Fruchtzucker ist nicht so schädlich; hier gleichen die positiven Wirkungen die negativen aus. Ähnliches gilt für pflanzliche purinhaltige Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Spinat. Sie sind erlaubt, denn sie beeinflussen den Harnsäurespiegel nicht negativ. Dank ihrer Proteine haben sie sogar einen positiven Einfluss auf die Harnsäurewerte.
  • Weiterhin sind erlaubt: Nüsse, Getreideprodukte und Getreideflocken und Kaffee.
  • Trinken Sie täglich zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräuter- und Früchtetee, das fördert das Ausscheiden der Harnsäure.

Der Deutsche Gicht-Liga e.V. bietet im Internet oder auch als App für das Smartphone einen Rechner, mit dem Sie den Puringehalt von über 2.000 Lebensmitteln abfragen und sich dementsprechend purinarm ernähren können.

Auch Sport und der Abbau von Übergewicht sind wichtig

Bedeutsam ist neben der Ernährung übrigens noch ein weiterer Faktor, der sich auch durch unseren Lebensstil verändert hat: Übergewicht. Um dieses abzubauen, hilft insbesondere der Ausdauersport, der in symptomfreien Zeiten auch für Gichtgeplagte empfehlenswert ist. Er trägt zudem dazu bei, die Stoffwechselprodukte schneller abzubauen. Gut geeignet sind: Dauerlauf oder Joggen, Schwimmen, Wandern, Radfahren und Skilanglauf – sofern die Gelenke nicht durch Arthrose oder andere Gelenkerkrankungen in Mitleidenschaft gezogen sind. Zudem hat Sport noch einen tollen weiteren Effekt: Er führt zu einem guten Körpergefühl, und auch das ist etwas, was Gichtkranke gut gebrauchen können.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
Redaktion: Marielle Becker


 

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