Eiszeit - Vorsicht vor Erfrierungen
Mittwoch,
16. Januar 2019
Es ist wieder Skisaison: Blauer Himmel und in der Sonne glitzernder Schnee wärmen den Freunden des Wintersports das Herz. Mit der richtigen Kleidung lassen sich die eisigen Temperaturen auf der Piste gut aushalten. Trotzdem bleiben einige Körperzonen gefährdet und können in der Kälte Schaden nehmen: Die sogenannten Akren, die von der Körpermitte am weitesten entfernten Bereiche, wie Zehen, Finger, Nase und Ohren, sind besonders empfindlich. Sie zeichnen sich durch eine große Hautoberfläche aus und sind von engen und dünnen Blutgefäßen durchzogen. Das macht sie anfällig für Kälteschäden wie Erfrierungen, Frostbeulen und Schrunden. Für Skiurlauber, Winterwanderer und alle, die sich bei Minustemperaturen und kaltem Wind berufsbedingt viel im Freien aufhalten, ist es daher wichtig, Vorkehrungen zu treffen.
So können Sie Kälteschäden vorbeugen
- Halten Sie im Winter generell Hände und Füße warm.
- Wählen Sie Schuhe, Handschuhe und Kleidung, die weit genug sind.
- Ziehen Sie nach dem Zwiebelprinzip über die dünnen normalen Socken dicke Wintersocken, bevor Sie in die Winterschuhe schlüpfen. Leichte Innenhandschuhe (Fingerhandschuhe) aus dem Sportfachhandel unter dicken, locker sitzenden Fäustlingen halten die Hände zusätzlich warm und schützen sie auch noch, wenn Fingerspitzengefühl gefragt ist.
- Halten Sie Kleidung und Schuhe trocken und gehen Sie nach drinnen, wenn Sie Nässe abbekommen haben.
- Die Nasenspitze ist durch die Einwirkung von Feuchtigkeit besonders gefährdet. Nehmen Sie immer ein Taschentuch mit und halten Sie die Nase trocken.
- Rauchen Sie nicht in der Kälte, sonst verengen sich die sowieso schon gefährdeten Blutendgefäße noch mehr.
- Erliegen Sie nicht der Vorstellung, dass Alkohol wärmt – denn dieser Effekt hält nur eine kurze Zeit an. Alkohol erweitert die Gefäße und führt dazu, dass so die Körperwärme über die Extremitäten nach außen abgegeben wird. Dadurch kühlt der Körper aus.
- Schützen Sie alle nicht bekleideten Körperstellen mit einer fetthaltigen Creme.
Wie entstehen Erfrierungen?
Akute Erfrierungen (Congelatio) entstehen meist durch Temperaturen unter null Grad. Der Kältereiz führt dazu, dass sich die Blutendgefäße in den Extremitäten krampfhaft verengen und die Blutzufuhr eingeschränkt wird. Das Blut wird stattdessen in die Körpermitte gelenkt, um dort die lebenswichtigen Organe zu versorgen und warm zu halten. In größerer Höhe, beispielsweise beim Skifahren in den Bergen, wird durch Sauerstoffmangel die Blutversorgung weiter verringert. Eine Verlangsamung und im Extremfall ein Stillstand des ernährenden und erwärmenden Blutstroms kann die Folge sein. Das ist ein gefährlicher Zustand, denn es können sich Eiskristalle bilden: Die Minustemperaturen draußen gehen auf Finger, Füße usw. über und führen dort zu Erfrierungen.
Erfrierungen werden in drei Schweregrade eingeteilt:
Erster Grad: Die Haut wird kalt und blass, da die Blutversorgung unterbunden ist. Dies schmerzt zunächst, doch mit der Zeit fühlen sich die Körperteile taub und gefühllos an. Bei Wiedererwärmung wird die Haut rot. Dabei kommt es zu leichten Schmerzen und zu Juckreiz.
Zweiter Grad: Es bilden sich (teilweise blutgefüllte) Blasen, die ohne Narbenbildung abheilen können. Die Haut ist rötlich-blau verfärbt. Die Blasen können auch noch Stunden nach der Erfrierung auftreten.
Dritter Grad: Hier stellt sich der sogenannte Frostbrand ein: Die Haut stirbt bis in die Tiefe hinein ab. Dabei bilden sich entweder blau-rote Blutblasen oder es kommt zu einer Gewebeeintrocknung (Mumifikation). Ein solcher Frostbrand heilt nur mit Narbenbildung ab. Unter Umständen muss die geschädigte Köperstelle sogar amputiert werden.
Richtiges Verhalten bei Erfrierungen
- Wärmen Sie die Körperstellen, die zu viel Kälte abbekommen haben, langsam auf, am besten im lauwarmen Wasserbad.
- Unterlassen Sie kräftiges Massieren, denn die geschädigten Körperstellen reagieren sehr empfindlich auf mechanische Einwirkungen.
- Auch das früher übliche Einreiben mit Schnee ist falsch, denn es verstärkt den Kälteschaden.
- Wenn kalte Bereiche nicht wieder warm werden oder wenn sich Blasen bilden, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen. Die Ärztin oder der Arzt kann eine Infusion mit gefäßerweiternden Mitteln verabreichen und andere Notfallmaßnahmen treffen.
Was sind Frostbeulen?
Manche Kälteschäden entstehen schon bei Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt, vor allem, wenn über längere Zeit Wind und Nässe hinzukommen. Hierzu gehören Frostbeulen, medizinisch Pernio genannt. Frostbeulen sind rundliche, teigige Schwellungen. Sie können unter der Haut der Akren, also an Finger, Zehen, Ohren, Nasenspitze und eventuell auch an den Wangen, entstehen. Im Warmen jucken und brennen sie unangenehm, und es kann Wochen dauern, bis sie wieder verschwinden.
Selbsthilfe bei Frostbeulen
- Halten Sie die betroffene Stelle warm und schützen Sie sie vor weiterer Kälte.
- Kratzen Sie nicht, sondern behandeln Sie den Juckreiz mit einer Salbe, die auch gegen Mückenstiche hilft.
- Gegen stark schmerzende Frostbeulen kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt weitere Medikamente verordnen.
- Einer Frostbeule können Sie vorbeugen, indem Sie die gefährdeten Körperteile gut vor Kälte und Feuchtigkeit schützen. Haben Sie einen Beruf, in dem Sie viel draußen arbeiten, aber meist keine Handschuhe tragen können, sollten Sie jede Gelegenheit zum Aufwärmen der Hände nutzen. Hilfreich sind dafür etwa kleine Taschenwärmer oder dicke Fäustlinge, die Sie zwischendurch immer wieder anziehen. Auch Pulswärmer helfen, die Durchblutung der Hände zu fördern.
Was hilft bei Schrunden?
Schrunden (medizinisch Rhagaden) sind ebenfalls recht unangenehme Kälteschäden. Sie zeigen sich als spaltförmige Einrisse der Haut, meist in der Nähe der Fingernägel. Schrunden sind ungefährlich, aber schmerzhaft. Sie entstehen, wenn durch die Kälte feine Hautrisse an den Fingerkuppen auftreten, die sich bei zusätzlicher Beanspruchung, zum Beispiel durch Abspülen oder Putzen, erweitern und vertiefen. Diese Hautrisse verhornen an den Rändern und verheilen deswegen schlecht.
Tipps
- Am besten entfernen Sie feste Hornhautränder mit einer feinen Hautschere, tragen eine harnstoffhaltige Salbe auf die Schrunden auf und bedecken diese über Nacht mit einem Pflaster.
- Pflegen Sie im Winter die Hände jederzeit gut mit einer leicht fettenden Handcreme.
- Schützen die Hände im Freien und bei der Hausarbeit mit Handschuhen.
Ihre Hautpflege sollten Sie im Winter sowieso großschreiben. Denn außer durch die Kälte draußen wird die Haut auch durch die trockene Wärme in Innenräumen belastet. Sorgen Sie im Haus für Luftbefeuchter, damit die Haut nicht zu sehr austrocknet. Wenden Sie nachts eine Feuchtigkeitscreme an und tragen Sie tagsüber eine Fettcreme auf, wenn Sie ins Freie gehen. So sollten Sie gut durch den Winter kommen.
In unserem nächsten Gesundheitstelefon ab 1. Februar 2019 geht es um das Thema „Altersschwindel – Symptom für Erkrankungen“.
Vielen Dank für Ihr Interesse und bleiben Sie gesund!
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther
Weiterführende Links
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