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Haustiere – gut fürs Wohlbefinden

Samstag, 1. Juli 2023

Es ist zum Dahinschmelzen, wenn ein Hund mit seinen treuen Augen aufschaut und sich ganz auf seinen Menschen einstellt. Oder wenn die Katze auf der Suche nach Streicheleinheiten mit wohligem Schnurren um die Beine streicht. Wer ein Haustier hat, möchte es meist nicht mehr hergeben. Haustiere sind aber mehr als nur lieb, süß und kuschelig. Wenn Mensch und Tier zusammenpassen, profitiert die Gesundheit.


Tiere tun gut

Haustiere sorgen dafür, dass es dem Menschen gut geht. In Langzeitstudien wurde deutlich: Das anhaltende Zusammenleben mit dem Stubentiger oder dem treuen Hund senkte das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Herzkreislauferkrankungen. Die Forschung führte dies auf die stressmindernde beruhigende Wirkung der Tiere zurück. Weitere Studien untermauerten, dass Hunde- und Katzenhalter deutlich seltener medizinische Behandlung als Menschen ohne Haustier benötigten.

Die Gegenwart von Tieren steigert auch das individuelle Wohlbefinden und die Lebensqualität. So wurde in Untersuchungen deutlich, dass der Einzug eines Tieres in Altenpflegeeinrichtungen für die Bewohnerinnen und Bewohner ein neues Lebensgefühl hervorbrachte. Das Tier, der Kontakt mit ihm, die Pflege und Fürsorge, die nun nötig sind – all das setzte einen emotionalen Prozess in Gang: Die alten Herrschaften fühlten sich wieder gefordert und gebraucht, und es gab plötzlich viel Gesprächsstoff untereinander. Schon nach wenigen Wochen – so gaben die Befragten an – fühlten sie sich besser, weniger einsam und hatten mehr Kontakt untereinander.

Haustiere und Kinder

Studien, die die Auswirkungen der Haustierhaltung auf die Gesundheit des Menschen untersuchen, gibt es jede Menge – auch im Bereich Familie: So ist z. B. ein Familienhund hilfreich bei der Entwicklung des Nachwuchses. Denn neben der Charakterbildung tragen Tiere vor allem auch zur körperlichen und seelischen Gesundheit bei.

Kinder können eine sehr enge Beziehung zu dem Tier aufbauen und ganz nebenbei lernen sie, Verantwortung zu übernehmen. Tiere haben ein klares Verhalten und zeigen den Kindern so, wo Grenzen liegen. Und: Das Tier wird zum besten Freund des Kindes, dem man einfach alles anvertrauen kann. Ganz egal, was das Kind dem Tier erzählt, es wird jedes Geheimnis bewahren.

Doch ein Tier ist kein Spielzeug! Das nehmen Kinder aber sehr schnell wahr. Sie erkennen, dass es ein eigenständiges Wesen ist, um das man sich kümmern und dessen Bedürfnisse man respektieren muss. Sie lernen, genau auf die Reaktionen des Tieres zu achten: Möchte die Katze nicht schmusen, wird sie dies deutlich zeigen. So lernen Kinder Verantwortungsbewusstsein, denn ein Tier muss regelmäßig gefüttert werden und sauber gemacht werden. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt.

Unruhige Kinder können ruhiger und ausgeglichener werden. So mancher Stubenhocker wird durch das Gassigehen und Herumtollen mit dem Hund ins Freie gelockt. Und für Stadtkinder sind Haustiere oft der einzige Bezug zur Tierwelt. Sie lernen an dem Tier Achtung vor der Natur und vor natürlichen Abläufen. Dazu gehören auch die Schattenseiten: Kleintiere leben nur einige Jahre. Viele Kinder machen erste Bekanntschaft mit dem Tod. Verlust und Schmerz gilt es nun zu bewältigen - auch das sind wichtige Lebenserfahrungen.

Tiere als Co-Therapeuten

Verantwortung für Tiere zu übernehmen, kann sogar die Resozialisierung von Gefangenen unterstützen. Es braucht viel Geduld und Zuneigung, damit Tiere Vertrauen zu Menschen fassen. Die Gefangenen dürfen die Aufgabe übernehmen, scheue Katzen an den Umgang mit Menschen zu gewöhnen – vorausgesetzt, sie haben sich im Gefängnis nichts weiter zu Schulden kommen lassen. Das Ergebnis: Mensch und Tier profitieren beide davon. Die Aufgabe fördert bei den Gefangenen soziale Fähigkeiten, Durchhaltevermögen und Teamgeist.

Tiergestützte Therapien finden auch in Freiheit statt. Therapiehunde werden beispielsweise in der Psychiatrie, in vielen Hospizen und Altenwohnheimen eingesetzt. Lamas, Ziegen und Kaninchen können bei Depressionen helfen. Die gutmütigen Lamas unterstützen auch Menschen mit einer Schizophrenie im Rahmen einer Sport- und Bewegungstherapie.

Katzen im Wartezimmer einer Klinik, die sich auf Angststörungen spezialisiert hat, erleichtern die anschließende Therapie, weil die Tiere vertrauensbildend wirken. Pferde und Ponys werden für das therapeutische Reiten ausgebildet, was den Zugang beispielsweise zu verschlossenen Kindern ermöglicht. Ziegen, Schweine und andere in der Landwirtschaft gehaltene Tiere findet man des öfteren in Kinder- oder Seniorenheimen, Kliniken und Streichelzoos.

Gut gegen Stress

Nicht nur bei der physischen Gesundheit spielen Haustiere eine Rolle - sie beeinflussen auch die psychische Gesundheit und machen die Menschen resistenter gegen Stress. Auch hier zeigten Studien, dass bereits die Anwesenheit und das Streicheln der Tiere uns Menschen guttut. Ein Haustier vermindert demnach den Blutdruckanstieg in Stresssituationen. Menschen mit einem Haustier reagieren gelassener auf Stress, sind entspannter. Britische Stress-Experten rieten deshalb schon zum „Bürohund“.

Tiere sind in belastenden Akutsituationen möglicherweise sogar eine bessere Hilfe als Partner oder Freunde. Die Probanden sollten etwa knifflige Denkaufgaben unter Zeitdruck lösen oder mussten ihre Hand zwei Minuten lang in Eiswasser tauchen. Zunächst allein, dann im Beisein des Partners, in Anwesenheit des Hundes und wenn Hund und Partner gleichzeitig zugegen waren. Überwacht wurden Blutdruckwerte bei physischem und psychischem Stress.

Alleingelassen waren die Versuchskandidaten am meisten gestresst. Das überraschende Ergebnis der Studie: War das eigene Tier statt des Partners anwesend, zeigten die Probanden geringere Stressreaktionen als jene mit Partner, aber ohne Haustier.

Verantwortung für Tiere

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich ein Haustier zuzulegen, dann überlegen Sie genau: Nicht jede Tierart und erst recht nicht jedes Tier eignet sich. Bei Hunden zum Beispiel spielen ein freundlicher, ausgeglichener Charakter, Geduld, gute Sozialisation sowie rassetypische Veranlagungen eine Rolle. Außerdem braucht ein Hund genug Auslauf. Sie sollten also gut zu Fuß sein. Der Vorteil: Regelmäßige Spaziergänge mit dem Hund halten körperlich fit, stärken das Immunsystem, können Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und Übergewicht entgegenwirken.

Kleinere Tiere, die in der Wohnung gehalten werden können, sind auch für körperlich eingeschränkte Menschen geeignet. Aber Achtung: Nachtaktive Nager, wie etwa Hamster, werden erst bei Dunkelheit richtig munter – sie sind also eher nichts für Menschen mit leichtem Schlaf!

Sollten Sie wegen einer Allergie oder einer Allergiegefährdung unsicher sein, ob Sie sich ein Haustier zulegen können, holen Sie zunächst fachkundigen ärztlichen Rat ein. Sich nach kurzer Zeit wieder von dem liebgewonnenen Haustier verabschieden zu müssen, kann insbesondere für Kinder eine sehr schmerzhafte Erfahrung sein. Besser ist es, vor dem Kauf einen Allergietest machen zu lassen und je nach Ergebnis zu überlegen, welches Tier in Frage kommen könnte.

Bedenken Sie außerdem, dass Tiere sehr alt werden können. Drum prüfe, wer sich lange bindet... Manchmal ist auch ein schon etwas älteres Tier aus dem Tierheim empfehlenswert – es ist außerdem sehr dankbar, noch einmal ein neues Zuhause gefunden zu haben.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail: asudiana@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Über das Zusammenleben mit Tieren

So fördern Haustiere die Gesundheit

Therapeut Haustier

Studie zu Haustier und Gedächtnis

 


 

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