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Kopfschmerz bei Kindern

Samstag, 1. September 2018

Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern hat in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Schon im Vorschulalter klagen 10 bis 20 Prozent über Kopfschmerzen. Im ersten Schuljahr verdoppelt sich die Zahl. Am Ende der Grundschulzeit leiden dann schon rund 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler unter Kopfschmerzen, wie aus einer Untersuchung von 7.000 Kindern in Deutschland hervorgegangen ist. Aber: Nicht immer sind im Kindesalter Kopfschmerzen auch als solche erkennbar.

Symptome bei kindlichem Kopfschmerz

Kindern fällt es oft schwer, ihre Beschwerden mitzuteilen. Ist ein Kind unleidlich, zieht es sich zurück oder klagt über Unwohlsein oder Bauchweh, kann Kopfschmerz die eigentliche Ursache sein. Betroffene Kinder fühlen sich insgesamt weniger gut als andere Kinder und bringen oft schlechtere Schulnoten nach Hause. Fragen Sie also genau nach, wenn Ihr Kind bedrückt wirkt, in der Schule nachlässt oder diffuse Beschwerden hat. All diese Symptome könnten Ausdruck von Kopfschmerz sein, der – wird er nicht behandelt – chronisch werden kann. Häufige Ursachen für Kopfschmerz sind Stress, Bewegungsmangel, Schlafmangel, übermäßiger Fernsehkonsum oder Computerspielen.

Spannungskopfschmerzen

60 Prozent der Kopfschmerzkinder leiden unter Spannungskopfschmerzen. Sie können von einer halben Stunde bis zu mehreren Tagen dauern. Die Kinder beschreiben den Schmerz meist als drückend oder ziehend, oder sie vergleichen ihn mit einem Ring, der den Kopf zusammenquetscht.

Wenn Ihr Kind gelegentlich unter derartigen Kopfschmerzen leidet, sollten Sie nicht gleich Tabletten verabreichen. Es gibt zunächst sanftere Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern:

  • Entspannungsverfahren: Lernen Sie gemeinsam ein Entspannungsverfahren. Für Kinder sind Phantasiereisen gut geeignet, bei denen der Schmerz bildhaft besiegt wird.
  • Ruhe: Schauen Sie auf den Freizeitplan Ihres Kindes. Manche Kopfschmerzen sind ein unbewusster Protest gegen zu viele Aktivitäten. Gönnen Sie dem Kind mehr Ruhe. Im akuten Schmerz sollte es sich in einem abgedunkelten Raum erholen.
  • Pfefferminzöl: Reiben Sie Schläfen und Stirn Ihres Kindes mit ein paar Tropfen ein.
  • Trinken: Geben Sie Ihrem Kind ausreichend zu trinken, am besten Wasser. Koffeinhaltige Getränke wie Cola oder Kaffee sind nicht geeignet, da auch Koffein Kopfschmerzen auslösen kann.

Kann Ihr Kind schon schreiben, lassen Sie es ein Kopfschmerztagebuch führen. Hierin werden nicht nur die Schmerzen aufgelistet, sondern auch das, was zuvor getan und gegessen wurde. In 10 Prozent der Fälle bessert sich allein dadurch der Kopfschmerz, denn das Kind lernt, sich selbst zu beobachten und Situationen, die Kopfschmerz auslösen könnten, zu vermeiden. Einige Krankenkassen bieten mittlerweile Kopfschmerz- oder Migräne-Apps an, die möglicherweise auch für Kinder und Jugendliche geeignet sind. Sie können helfen, die individuellen Ursachen der Kopfschmerzen zu finden und den Verlauf der Attacken zu analysieren.

Migräne

Die meisten Kinder haben nur hin und wieder Kopfschmerzen. Problematisch wird es, wenn der Schmerz länger anhält. Suchen Sie einen Arzt auf,

  • wenn die Schmerzen täglich auftreten,
  • sie mehr als zwölf Stunden anhalten oder
  • das Kind nach Medikamenten verlangt, weil es die Schmerzen sonst nicht ertragen kann.

Möglicherweise steht eine Migräne dahinter. Während sich aber bei Erwachsenen die Migräne halbseitig bemerkbar macht, ist bei Kindern der ganze Kopf betroffen. Der Schmerz ist hämmernd oder pochend. Manche Migräneattacken verlaufen ohne Kopfschmerzen, wohl aber mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Diese Beschwerden werden meist erst später mit Migräne in Verbindung gebracht, wenn sich im Erwachsenenalter der typische Halbseitenkopfschmerz entwickelt. Für schwere Anfälle haben sich bei Kindern Nasensprays mit dem Wirkstoff Triptan bewährt.

Welche medizinische Fachrichtung hilft?

Müssen Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, suchen Sie als erstes Ihre Kinderarztpraxis auf. In schweren Fällen kommt eine Kopfschmerzambulanz in einer Klinik in Frage. Da auch eine Sehschwäche oder die Fehlstellung des Kiefers Kopfschmerzen auslösen können, sind auch die Augenarztpraxis und die Kieferorthopädie wichtige Anlaufstellen bei der Ursachensuche.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner


 

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