Mund-und Zahngesundheit – auch für Senioren wichtig
Freitag,
15. September 2023
Sorgfältige Zahnpflege und regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen bilden die Grundlage für Zahngesundheit – dies gilt vom ersten Milchzahn bis ins hohe Alter. Dabei brauchen die Zähne im Alter nicht weniger Aufmerksamkeit als in der Jugend – im Gegenteil: Körperliche Belastungen, Alterungsprozesse, hormonelle Veränderungen, Erkrankungen und Medikamenteneinnahmen wirken sich auf Dauer auch auf Mundhöhle und Zähne aus. Daher bringt das Älterwerden in Fragen der Mundhygiene einige ganz neue Themen mit sich.
Damit Seniorinnen und Senioren ihre eigenen Zähne – und damit auch ein großes Stück Lebensqualität – möglichst lange erhalten bleiben, sind die folgenden Informationen hilfreich.
Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:
Was ist Parodontitis
Ein besonders häufiges Problem, das sich im Alter verstärkt, ist Parodontitis. Hierbei scheinen die Zähne immer länger zu werden. Tatsächlich gehen jedoch das Zahnfleisch und schließlich auch der Knochen zurück, und es wird immer mehr Zahnbein freigelegt.
Auslöser sind aggressive Bakterien, die eigentlich ganz normal in der Mundhöhle leben. Doch wenn sie es schaffen, sich im Zahnbelag oder im Zahnstein festzusetzen, können sie Unheil anrichten. Die Bakterien führen nicht nur dazu, dass sich das Zahnfleisch entzündet (Gingivitis), sondern dringen auch zwischen Zahn und Zahnfleisch an der Wurzel entlang in die Tiefe vor. Die daraus entstehende Entzündung des Zahnbetts, das den Zahn mit dem Kiefer verbindet, heißt Parodontitis. Sie führt oft dazu, dass Gewebe, das den Zahn verankert, abgebaut wird. Die Zähne lockern sich, beginnen zu wackeln und können sogar ausfallen. Zudem kann sich eine Parodontitis auf die gesamte Gesundheit auswirken, denn sie öffnet eine Eintrittspforte, durch die Bakterien in die Blutbahn gelangen und an anderer Stelle krankhafte Prozesse auslösen können.
Bestimmte Krankheiten oder Umstände, die sich verstärkt mit dem Älterwerden einstellen, begünstigen eine Parodontitis. Dazu zählen insbesondere hormonelle Veränderungen, Diabetes, ein geschwächtes Immunsystem, Stress und Rauchen. Herz-Kreislaufstörungen können die Parodontitis verstärken, aber auch durch sie verursacht werden.
Zähneputzen – aber richtig
Es gibt keine allgemeingültige Grundregel, wie man Zähne richtig putzt, aber empfohlene Praktiken und Tipps für ein wirksames und zugleich schonendes Zähneputzen
- Vermeiden Sie seitliches auf-und-ab-Bürsten bzw. „Querschrubben“. Das ist ineffektiv und kann Zähnen und Zahnfleisch schaden. Zudem kommen die Borsten der Zahnbürste nicht richtig in die Zahnzwischenräume.
- Beim Zähneputzen sollten Sie sanft vorgehen und die Zahnbürste immer nur soweit andrücken, dass sich die Enden der Borsten leicht umbiegen. Ein zu starker Druck beim Putzen fördert den Rückgang des Zahnfleisches und das Freilegen von Zahnhälsen.
- Achten Sie besonders auf „Risikostellen“ im Gebiss. Das sind Regionen, an die man eher schlecht drankommt wie die hinteren Backenzähne oder die Weisheitszähne. Gerade diese „vergessenen“ Stellen werden dann schnell zu Brutplätzen für schädliche Bakterien und Angriffsstellen für Karies und Zahnfleischentzündungen.
- Achten Sie beim Zähneputzen nicht nur auf alle vier bzw. fünf Seiten des Zahnes, sondern auch auf die Zwischenräume zwischen Zahn und Zahnfleisch. Gerade hier sammeln sich leicht Bakterien, die zu Entzündungen in sogenannten „Taschen“ führen können. Ungereinigt sind diese Bereiche besonders anfällig für Karies, Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und Parodontose.
- Benutzen Sie eine Zahnbürste mit mittelharten Borsten, damit das Zahnfleisch nicht übermäßig strapaziert wird.
- Zum Putzen die Zahnbürste schräg ansetzen, damit die Bürsten auch in die Zahnzwischenräume reichen und durch leichtes Rütteln den Belag lockern und dann wegwischen von „rot“ nach „weiß" – also weg vom Zahnfleisch hin zur Zahnkrone. Diese Technik für die Innen- und Außenseiten der Zähne anwenden, die Kauflächen mit kurzen Hin- und Her-Bewegungen reinigen.
- Lassen Sie Zahnstein regelmäßig in der Zahnarztpraxis entfernen.
- Magnesium spielt eine wichtige Rolle. Bei ausreichend hoher Magnesium-Konzentration im Blut treten weniger Entzündungen des Zahnfleisches auf. Von einem Magnesiummangel sind insbesondere Diabetiker betroffen. Auch wer viel Stress hat, viel Sport treibt oder viel schwitzt, braucht oft eine zusätzliche Versorgung. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob etwas dagegenspricht, wenn Sie regelmäßig ein Magnesiumpräparat einnehmen. Achten Sie dabei auf die empfohlene Tagesdosis von 300 bis 400 mg.
Mundtrockenheit
Ein weiteres häufiges Leiden von Menschen in der zweiten Lebenshälfte ist ein trockener Mund. Das ist nicht nur unangenehm – das Fehlen des Speichels kann auch zu Problemen mit den Zähnen führen. Der Speichel spült Speisereste fort, er neutralisiert Säuren, die den Zahnschmelz angreifen, er liefert Kalzium für den Erhalt der Zahnsubstanz und er verhindert, dass Mundschleimhäute und Zähne von schädlichen Keimen besiedelt werden.
Lassen Sie die Ursache für Ihren trockenen Mund ärztlich untersuchen. Manchmal stehen Autoimmunerkrankungen dahinter, also Abwehrreaktionen gegen körpereigene Substanzen. Eine weitere häufige Ursache sind Medikamente zur Entwässerung oder solche gegen Allergien, Herzrhythmusstörungen, Depressionen, Magengeschwüre und vieles mehr. Fragen Sie, ob Ihr Medikament Mundtrockenheit hervorrufen kann, und besprechen Sie, ob es eine Alternative gibt.
Was Sie selbst tun können: Knabbern Sie öfter zwischendurch eine Karotte oder kauen Sie einen Kaugummi. Beides regt die Speicheldrüsen an und schützt somit letzten Endes vor Karies.
Wie entsteht Sekundärkaries
Nur wenige ältere Menschen bleiben von Füllungen, Zahnimplantaten, Brücken und Kronen verschont. Hier lauert Sekundärkaries. Davon spricht man, wenn es in den Übergangsbereichen zwischen Füllung oder Zahnersatz und der eigentlichen Zahnsubstanz zu einem Mineralverlust gekommen ist.
Das Risiko einer Sekundärkaries können Sie vor allem mit einer zahngesunden Ernährung verringern. Essen Sie wenig Süßes und viel Gesundes! Besonders wichtig ist, nach dem Verzehr von etwas Saurem – wie Apfel oder Zitrone – oder etwas Süßem – wie Schokolade – nicht direkt die Zähne zu putzen. Diese Speisen weichen den Zahnschmelz auf, der dann mit der Bürste weiter abgerieben wird. Warten Sie lieber eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen, denn in dieser Zeit tritt ein natürlicher Remineralisierungseffekt ein.
Vorbeugend wirkt der Mineralstoff Fluorid. Er unterstützt den natürlichen Reparaturmechanismus des Speichels und macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger. Lassen Sie sich in Ihrer Zahnarztpraxis zur richtigen Zahncreme beraten und gehen Sie regelmäßig zur Kontrolluntersuchung.
Ein weiteres Risiko: Wurzelkaries
Ein weiteres Risiko für die Zahngesundheit älterer Menschen ist die Wurzelkaries. Sie entsteht, wenn durch freiliegende Zahnhälse, z.B. im Rahmen einer Parodontitis oder bedingt durch falsche Zahnputztechnik, die Wurzeloberfläche nicht ausreichend geschützt. Dadurch können Bakterien eindringen und Karies verursachen.
Hier ist ebenfalls Vorsorge wichtig, beispielsweise durch das Zuführen von Fluoriden in Form von speziellen Zahncremes, Zahnspülungen, Lacken oder Gelen. Neben der mechanischen Reinigung kann unterstützend ein Antiseptikum wie Chlorhexidin zielführend sein. Am besten sprechen Sie das Thema bei Ihrer nächsten Vorsorgeuntersuchung an.
Und wie sieht es bei Zahnersatz aus?
Besondere Pflege braucht schließlich der Zahnersatz. Ist er festsitzend, sollten Sie bei der Reinigung neben der Zahnbürste eine spezielle Art von Zahnseide verwenden. Ansonsten vermehren sich in den Zahnzwischenräumen Bakterien, die das Zahnfleisch oder die noch gesunden Zähne angreifen können.
Haben Sie einen herausnehmbaren Zahnersatz, gilt: Spülen Sie den Zahnersatz nach jeder Mahlzeit unter fließendem Wasser ab und säubern Sie ihn einmal am Tag mit einer Prothesenbürste und einer für Prothesen geeigneten Zahnpasta.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner ▪ Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
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Informationen zur Zahnpflege im Alter bzw. im Senioren- und Pflegeheim hier
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