Nächtliche Atemaussetzer: Diagnose Schlafapnoe!
Sonntag,
1. Mai 2016
Wie äußert sich eine Schlafapnoe?
Es klingt gefährlich und sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden, was nachts manchen Menschen widerfährt: Ihre Atmung setzt sekunden- bis minutenlang aus, dann kommt es zu einem heftigen Nach-Luft-Schnappen oder einem tiefen seufzenden Einatmen, und schließlich wird das Ganze durch einen kräftigen Schnarchlaut abgerundet – bis sich alles kurz darauf wiederholt. Wenn dies mehrfach in der Stunde passiert, kann ein sogenanntes Schlafapnoe-Syndrom dahinterstehen. Der Name spricht dabei Bände: Das Wort Apnoe kommt aus dem Griechischen und bedeutet Nicht-Atmung. Von den 20 Millionen Schnarchern in Deutschland sind etwa zwei Millionen Apnoe-gefährdet – und sie riskieren ernsthafte Erkrankungen, wenn die Schlafstörung nicht behandelt wird.
Die Symptome sind von Betroffenen selbst nicht eindeutig zuzuordnen
Eine solche Apnoe wird typischerweise nicht vom Betroffenen selbst entdeckt, sondern von der Bettnachbarin oder dem Bettnachbarn. Krankheitserkennung durch den Partner – „Anamnese by Partner“ – heißt es in der Medizin deswegen auch. Die betroffene Person selbst merkt nur indirekt etwas von den gefährlichen Zuständen, die sie nachts durchlebt. Denn sie oder er fühlt sich am nächsten Tag wie gerädert, müde und schlapp. Dies kann sogar in einen gefährlichen Sekundenschlaf münden, das heißt, dass die betroffene Person tagsüber zwischendurch einfach kurz einnickt. Konzentration und Merkfähigkeit leiden ebenfalls.
Wie entstehen Atemaussetzer?
Doch wie entstehen die Atemaussetzer eigentlich? Bei einer Schlafapnoe sind die oberen Atemwege krankhaft verengt, beispielsweise durch Fetteinlagerungen bei Übergewichtigen oder durch ein von Natur aus vergrößertes Zäpfchen im Rachenraum. Tagsüber fällt die Verengung nicht auf, denn dann ist die Gaumenmuskulatur aktiv und hält die Atemwege frei. Aber nachts, wenn die Muskulatur erschlafft, wird das Problem eklatant. Die Atemwege fallen in sich zusammen, die Luftzufuhr wird verhindert. Ein tatsächlicher Erstickungstod droht nicht, da bei einem zu langen Atemstillstand rechtzeitig ein Überlebensmechanismus einsetzt, der die Betroffenen aufwachen lässt. Dabei wird das Wachzentrum eingeschaltet, allerdings zu dem Preis, dass der lebenswichtige Tiefschlaf unterbrochen wird.
Untersuchung und Diagnose
Sollten Sie betroffen und morgens immer unausgeschlafen sein, sollten Sie zu Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt gehen, um eine Untersuchung in die Wege leiten zu lassen. Diese sieht so aus, dass Sie zunächst leihweise ein ambulantes Aufzeichnungsgerät mit nach Hause bekommen, welches Sie sich vor dem Schlafengehen anlegen. Atempausen, Schnarchepisoden, Herzfrequenz sowie Ihre Körperhaltung – ob Seiten-, Rücken- oder Bauchlage – werden aufgezeichnet. Und auch über die Sauerstoffsättigung des Blutes kann eine Aussage getroffen werden. Durch diese sogenannte Polygraphie kann die Ärztin oder der Arzt erkennen, ob Sie unter einem Schlafapnoe-Syndrom leiden. Vielleicht schnarchen Sie einfach nur sehr heftig oder haben eventuell eine andere Art von Schlafstörung. Typisch für die Schlafapnoe sind Atempausen und Sauerstoffabfälle von mehr als zehn Mal pro Stunde.
Schlaflabor und Atemmaske?
Möglicherweise werden Sie nun zur genaueren Abklärung noch in ein Schlaflabor überwiesen, wo eine sogenannte Polysomnographie durchgeführt wird, bei der zusätzlich auch die Hirnströme aufgezeichnet werden. Darüber hinaus wird im Schlaflabor getestet, ob eine Atemmaske für Sie hilfreich ist. Mit einer Atemmaske wird mit leichtem Überdruck Raumluft auf die oberen Atemwege gegeben (die sogenannte CPAP-Therapie). So können diese nicht mehr in sich zusammenfallen, wenn Sie entspannt schlafen. Die Atemmaske ist als Nasen- oder Nasen-Mund-Maske erhältlich.
Aktive Mithilfe der betroffenen Person
Aber auch Sie selbst können etwas gegen die Schlafapnoe tun. Der wichtigste Faktor ist die Gewichtsabnahme. Oftmals wird damit die Atemmaske nach einiger Zeit wieder überflüssig. Hilfreich ist es auch, Schlafmittel zu vermeiden, Alkohol nur gemäßigt zu trinken und auf Zigaretten zu verzichten. Für manche Menschen, bei denen die Atempausen und Sauerstoffabfälle ausschließlich in Rückenlage auftreten, kann das Anlegen eines Kissenrucksacks oder eine sogenannte Rückenlage-Vermeidungsweste sinnvoll sein.
Schlafapnoe unbedingt therapieren lassen!
Vielleicht erscheint Ihnen die Behandlung kompliziert. Und dennoch ist sie sinnvoll. Eine unbehandelte Schlafapnoe ist ein erheblicher Risikofaktor für eine Herzkrankheit, einen Schlaganfall, zu hohen Blutdruck, Herz-Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und vieles mehr. Aber auch ein Risiko für Unfälle, die durch den Sekundenschlaf entstehen könnten, besteht. Oftmals tritt die Schlafapnoe auch zusammen mit einer anderen Erkrankung auf, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Die Kombination von COPD und Schlafapnoe geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen und Lungenhochdruck einher. Sie sehen, eine Behandlung hat viele Vorteile und führt insgesamt dazu, dass Sie sich tagsüber wieder sehr viel fitter und wohler fühlen werden. Manche Betroffene berichten, dass sie sich durch die nächtliche Druckbeatmung „wie neugeboren“ fühlen.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
Redaktion: Marielle Becker
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