Psychisch gesund durch die Corona-Krise kommen – Infos und Tipps
Montag,
1. Juni 2020
Kleine und große Belastungen
Auch wenn sich durch die Lockerungen der Alltag für die meisten von uns wieder ein wenig normalisiert hat: Die Corona-Pandemie hat das Leben in Deutschland verändert. Homeoffice, Homeschooling, Maskenpflicht in Bus und Bahn – das sind nicht die einzigen Belastungen, die die Corona-Krise mit sich bringt. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die um ihren Arbeitsplatz bangen müssen? Vielleicht sind Sie selbständig und fürchten um Ihre Existenz? Aber auch, wenn Sie keine finanziellen Sorgen haben: Viele Menschen haben Angst davor, krank zu werden oder sie machen sich große Sorgen um die Gesundheit ihrer Angehörigen. Gefühle wie Hilflosigkeit und Ohnmacht, Angst vor der Zukunft, gar Panik sind allzu menschliche Reaktionen in dieser Zeit. Es sind Belastungen, die nicht nur für psychisch kranke Menschen gefährlich werden können. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Gefühle nicht einfach ignorieren. Gehen Sie achtsam mit sich um.
Informieren Sie sich – aber tun Sie das bewusst und gezielt
Es ist nicht so leicht, einfach mal abzuschalten und das Virus zu vergessen: Im Radio, im Fernsehen, in der Zeitung und auch in den sozialen Netzwerken ist die Corona-Krise mittlerweile ein Dauerbrenner. Diese Informationsflut kann sehr belastend sein. Nicht jeder verkraftet es, jeden Tag mit neuen Zahlen überschüttet zu werden und widerstreitenden Interpretationen des Geschehens ausgesetzt zu sein. Dazu kommt die Unsicherheit, wie es weitergeht und wann, wo, mit welchen Lockerungen zu rechnen ist. Auch Bilder aus überfüllten Kliniken in anderen Ländern tragen nicht dazu bei, sich wohlzufühlen.
Sich ständig auf den aktuellsten Stand bringen zu wollen, kann Dauerstress auslösen. Legen Sie fest, in welchen Abständen Sie sich informieren wollen. Einmal am Tag die Nachrichten sehen, das reicht völlig aus. Lassen Sie sich auch von unseriösen Meldungen und Gerüchten, die vor allem in den sozialen Netzwerken kursieren, nicht verunsichern. Informieren Sie sich bei vertrauenswürdigen Quellen wie dem Robert-Koch-Institut oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Machen Sie Dinge, die Ihnen guttun
Egal, wie schwierig Ihr Alltag auch ist: Planen Sie Wohlfühlzeiten ein, machen Sie Dinge, die Sie gerne tun. Vielleicht haben Sie früher einmal gemalt oder viel gelesen? Vielleicht haben Sie ein Musikinstrument, das vergessen irgendwo herumsteht? Oder Sie kochen gerne? Sie lieben es, auf der Couch zu sitzen und gute Filme zu sehen? Denken Sie einmal darüber nach, was Sie schön finden und was Sie glücklich macht. Und dann machen Sie das! Überlassen Sie es nicht dem Zufall, planen Sie solche Aktivitäten für sich ein und genießen Sie diese Zeit bewusst. Auch ausgedehnte Spaziergänge tun der Seele gut. Und manchmal ist es auch schön, einfach mal lange zu schlafen.
Pflegen Sie Ihre Kontakte
Auch wenn die Party mit Freundinnen und Freunden nun gerade nicht stattfinden kann: Halten Sie Kontakt. Sie können miteinander telefonieren, mit dem nötigen Abstand gemeinsam spazierengehen oder im Café die Nachmittagssonne genießen. Trotz der geltenden Einschränkungen sind soziale Kontakte möglich. Auch per Skype kann man sich zum gemeinsamen Essen verabreden oder ein Glas Wein trinken. Gerade in schwierigen Zeiten sind Freundschaften wichtig, sie tragen dazu bei, seelisch stabil zu bleiben. Rufen Sie auch die an, bei denen Sie sich schon seit Monaten, vielleicht sogar Jahren, mal wieder melden wollten. Oder schreiben Sie ihnen Briefe. Gemeinsam ist das Leben leichter – erst recht in Krisenzeiten.
Sprechen Sie über Ihre Ängste
Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst, sprechen Sie darüber. Oft reicht es, sich mit einem Menschen auszutauschen, dem man vertraut und den man lange kennt. Wenn Sie diese Unterstützung nicht haben oder die nicht ausreichend ist, scheuen Sie sich nicht, sich an professionelle Beratungsstellen zu wenden. Das kann die Telefonseelsorge sein, die Sie rund um die Uhr erreichen können, oder auch die Corona-Hotline, die vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen eingerichtet worden ist.
Bleiben Sie aktiv
Gerade wenn man sich hilflos und unsicher fühlt, ist ein strukturierter Alltag wichtig. Bringen Sie einen Rhythmus in Ihren Tag, machen Sie sich Termine: Wann Sie putzen, wann Sie waschen, wann Sie die Füße hochlegen. Oder wann Sie Gymnastik machen - die tut besonders gut: Denn Sport verringert Angstgefühle. Zahlreiche Videos auf Youtube oder Instagram bieten Ihnen Workouts für zuhause. Nehmen Sie sich etwas vor und überlegen Sie, wann Sie das erledigen wollen.
Versuchen Sie, das Positive zu sehen
Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie selbst in der Hand haben und kontrollieren können. Denken Sie nicht über Dinge nach, auf die Sie keinen Einfluss haben. Bleiben Sie hoffnungsvoll und versuchen Sie, auch Positives zu sehen. Und vergessen Sie nicht: Auch diese Pandemie wird vorübergehen!
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Marion Mück-Raab
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther
Weiterführende Links
Tagesaktuelle Informationen zum Corona-Virus auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums
Auf infektionsschutz.de informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Corona-Virus und zur Erkrankung COVID-19
Umfassende Informationen liefert das Robert-Koch-Institut
Wie Sie erkennen, ob Sie sich angesteckt haben, erfahren Sie auf der Seite des Patientenservice 116 117. Unter dieser Telefonnummer erhalten Sie auch persönliche Informationen.
Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Telefon: 08001110111 oder 08001110222.
Die Telefonberatung der BZgA steht Ihnen kostenlos unter 08002322783 zur Verfügung.
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat eine Corona-Hotline eingerichtet, sie ist kostenlos und anonym und täglich von 8:00 - 20:00 Uhr unter 08007772244 erreichbar.
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