Ruhestand – das Beste kommt noch!?
Dienstag,
4. Januar 2022
Die meisten Menschen sehnen sich danach, irgendwann nicht mehr in den täglichen Trott am Arbeitsplatz eingespannt zu sein. Sie merken, dass vieles nicht mehr so leichtfällt wie früher, oder dass sie sich für neue Projekte und Aufgaben gar nicht mehr so sehr interessieren. In körperlich anstrengenden Berufen kommt ein deutlich spürbares Nachlassen der Kräfte hinzu. Und auch Workaholics, die sich ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen können, müssen eines Tages die Büro- oder Werkstatttür zum letzten Mal hinter sich schließen. Für alle gilt: Je früher man sich auf die Zeit des Ruhestands vorbereitet, desto besser beginnt die neue Lebensphase.
Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:
Der letzte Arbeitstag – und jetzt?
Jeden Abend ins Bett gehen, ohne den Wecker zu stellen! Keine Gefahr, der unliebsamen Kollegin zu begegnen, oder dem Kollegen etwas zum zehnten Mal erklären zu müssen. Auch die lästige Fahrt zum Arbeitsplatz entfällt. Und endlich hat man einmal ausreichend Zeit für sich… So stellen sich viele Menschen den Ruhestand vor. Doch die konkreten Zukunftspläne sind meist vage. Nur noch das tun, was einem Spaß macht – dieser allgemeine Vorsatz kann schnell ins Leere laufen, weil man oft gar nicht definieren kann, was das eigentlich ist. Oder es will einem partout nicht einfallen. Denn die Lust auf „etwas Anderes“ entsteht oft in Momenten, in denen man es gerade nicht tun kann, wenn nach der Arbeit keine Zeit oder keine Energie mehr bleibt, oder die Voraussetzungen nicht kurzfristig zu schaffen sind. So kann es schnell passieren, dass genau die Menschen, die sich unbändig auf ihren Lebensabend gefreut haben, nun krampfhaft überlegen, was sie Sinnvolles mit ihrer Zeit anfangen könnten. Hält dieser Zustand zu lange an, drohen Langeweile, Stimmungstiefs oder sogar Depressionen – ein Risiko, dem unbedingt vorgebeugt werden sollte!
Frei für ein aktives und selbstbestimmtes Leben
Damit es Ihnen zu Beginn und während Ihres neuen Lebensabschnitts gut geht, sollten Sie den Ruhestand nicht ungeplant auf sich zukommen lassen. Sie treten in einen neuen Lebensabschnitt ein, der auch Neuerungen und Herausforderungen mit sich bringen kann. Die statistische Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie noch viele Jahre vor sich haben, in denen Sie gesund, fit und mobil sind. Sie besitzen Lebenserfahrung und wissen viel. Forschungen haben gezeigt, dass ältere Menschen komplexer und gründlicher denken können als jüngere. Sie sind nicht mehr durch ihre Kinder oder die Arbeitsstelle an einen Ort gebunden. Mit anderen Worten: Sie haben zwar die Phase Ihrer Erwerbstätigkeit beendet, sind aber nach wie vor zu einem aktiven und selbstbestimmten Leben fähig. Die wirklich wichtige Frage lautet daher: Was fangen Sie mit diesem neuen Abschnitt an?
Den Ruhestand früh planen
Machen Sie sich mindestens ein Jahr vor dem Beginn Ihres Ruhestands Gedanken über diese Zeit und beginnen Sie, Ideen zu entwickeln. Achten Sie auf Momente, in denen Sie sich sagen, „wenn der Tag 48 Stunden hätte, dann würde ich dies und jenes machen“. Schauen Sie auch öfter mal mit Ruhe in Ihre Vergangenheit, vielleicht auf einem langen Spaziergang oder während einer kleinen Auszeit. Rufen Sie sich Situationen ins Gedächtnis, in denen Sie sich für einen Weg entscheiden und einen anderen verlassen mussten. Sicher kommen auf diese Weise viele Ideen und vergessene Wünsche zu Tage. Zum Beispiel mehr Zeit in der Natur zu verbringen, einen Sprachkurs zu absolvieren oder einen unverwirklichten Berufswunsch zum Hobby zu machen. Die Ideen könnten auch ganz anderer Art sein: Vielleicht möchten Sie künftig in einem Bereich weiterarbeiten, der Sie schon immer mal interessiert hat, der aber vielleicht Ihre Familie nicht ernährt hätte. Oder Sie möchten der Gesellschaft oder der Natur etwas zurückgeben und sich daher ehrenamtlich engagieren. Schreiben Sie die Richtungen auf, in die Sie schon einmal gehen wollten, die Sie aber nicht weiterverfolgen konnten.
Zufälle aufgreifen
Wenn Ihnen Versäumnisse oder Wünsche wieder bewusstwerden, geht es um die Frage, wie Sie in ein neues Umfeld einsteigen können. Jetzt ist es hilfreich, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, neugierig zu sein und Zufälle aufzugreifen. So entdecken Sie sicherlich passende Aufgaben, die Sie angehen wollen. Haben Sie etwas Reizvolles gefunden, schnuppern Sie zunächst in diese Tätigkeiten hinein und bauen sich dann ein Parallelprogramm zu Ihrer Erwerbstätigkeit auf. Scheuen Sie sich nicht, neue Kontakte zu knüpfen. Wenn Sie sich so auf den Ruhestand vorbereiten, geht der Übergang in die neue Etappe nahtlos vonstatten.
Neu durchstarten
Natürlich können trotzdem Schwierigkeiten auf Sie zukommen. Wer viel gearbeitet und sich über seinen Beruf definiert hat, muss sich jetzt mit der Erkenntnis auseinandersetzen, in der Firma ersetzbar zu sein. Die Kolleginnen und Kollegen, die zu Freunden geworden sind, haben jetzt weniger Zeit für gemeinsame Unternehmungen als Sie. Viele Gesprächsthemen, die sich aus der Firma ergeben haben, fallen weg. Und in der Partnerschaft geht es durch das ständige Zusammensein auch nicht zwangsläufig besser. Umso wichtiger ist es, dass Sie etwas Neues beginnen. Suchen Sie nicht nur Ablenkung, sondern eine neue Aufgabe!
Gemeinsam mit anderen den Ruhestand planen
Gibt es in Ihrer Firma Kolleginnen oder Kollegen, die ungefähr zur gleichen Zeit wie Sie in den Ruhestand gehen? Regen Sie doch eine regelmäßige Gesprächsrunde an, in der Sie sich über Ihre Pläne und, wenn es vertrauensvoll läuft, auch Ihre Ängste austauschen. Haben Sie noch Kontakt zu Freunden aus der Schul-, Ausbildungs- oder Studienzeit? Vermutlich stehen auch sie jetzt kurz vor dem Ende des Arbeitslebens, und vielleicht können Sie an alte Zeiten und gemeinsame Interessen anknüpfen. Übrigens gibt es sogar Bildungsurlaube zum Thema Ruhestand, in denen Sie sich unter fachlicher Anleitung auf die freie Zeit vorbereiten können.
In jeder Hinsicht fit bleiben
So schön es ist, einfach in den Tag hineinzuleben, so unbefriedigend kann dies nach einer Weile werden. Gönnen Sie sich also zunächst ruhig ein paar Wochen „Nichtstun“. Nach einer Weile jedoch sollten Sie Ihre Tage mit neuen Aktivitäten füllen – schon alleine, um sich gegen unliebsame Alterserscheinungen zu wappnen. Den meisten Menschen tut es gut, eine gewisse Regelmäßigkeit in den Alltag zu bringen. Suchen Sie sich also beispielsweise ein Sportgruppe, die sich regelmäßig trifft, oder verabreden Sie sich im Sportstudio. Aber nicht nur die körperliche Fitness sollten Sie pflegen. Nehmen Sie sich auch regelmäßig geistige Aufgaben vor – es muss ja nicht gleich ein Seniorenstudium sein. Die dritte wichtige Säule im Alter sind die sozialen Kontakte. Gibt es eine Nachbarschaftsinitiative, die Sie unterstützen können? Hier lernen Sie wahrscheinlich Menschen aller Altersgruppen kennen. Beim Anlegen einer Blühwiese, bei der Hausaufgabenhilfe oder bei der Essensausgabe der Tafel tun Sie etwas für sich selbst und für andere.
Wenn Sie diese neue Chance ergreifen, sind Sie auch vor einer der größten Ängste vor dem Alter gefeit, nämlich der Einsamkeit. Menschen, die gebraucht werden und die für ihre Tätigkeit Anerkennung finden, werden nicht einsam sein, sondern immer genügend Gleichgesinnte um sich haben.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Beatrice Wagner beatrice-wagner.de, Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
Ein psychologischer Blick auf den Ruhestand
Tipps und Links zur Seniorenbildung und Altersforschung
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