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Rundrücken, Scheuermann, Skoliose – Haltungsschäden bei Kindern

Samstag, 15. März 2025

Schätzungsweise die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen haben eine schlechte Haltung – verursacht meist durch zu wenig Bewegung und zu langes Sitzen. Mittlerweile gilt auch die ständige Nutzung des Handys als Risiko für Rückenschäden. Und was im Kinder- und Jugendalter beginnt, führt bei Erwachsenen meist zu größeren Problemen. Eltern sollten daher auf die Körperhaltung ihrer Kinder achten. Denn: Während des pubertären Wachstumsschubs zwischen dem 11. und dem 15. Lebensjahr bei Mädchen und dem 12. bis 17. Lebensjahr bei Jungen ist die Wirbelsäule besonders anfällig für Fehlentwicklungen.

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Haltungsschwäche oder Wirbelsäulenerkrankung?

Nicht jede Haltungsschwäche ist gleich eine Wirbelsäulenerkrankung. Während eine Haltungsschwäche meist durch Muskelaufbau und vielseitige Bewegung zu beheben ist, brauchen echte Wirbelsäulenerkrankungen eine spezielle Therapie. Ob es sich beispielsweise bei einem Rundrücken um einen Haltungsfehler oder um Morbus Scheuermann handelt, sollte eine Orthopädin oder ein Orthopäde abklären.

Rundrücken – oft Folge von übermäßigem Sitzen

Der Rundrücken dürfte der häufigste Haltungsfehler unter Kindern und Jugendlichen sein. Darunter versteht man die extreme Krümmung der Wirbelsäule im Brustbereich. Kopf und Schultern sind dabei nach vorne geneigt, so dass die vorderen Teile der Wirbelsäule stärker belastet werden als die hinteren. Da bei Kindern die Wirbelkörper noch wachsen, reagieren sie empfindlich auf die einseitige Druckbelastung. Die Folge ist, dass das Wachstum an der vorderen Seite der Wirbelkörper gestoppt wird, während das Wachstum an der hinteren Seite weitergeht. So entwickeln sich die Wirbelkörper asymmetrisch und verknöchern in einer ungesunden Form, die irgendwann nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Sport – das beste Mittel gegen eine schlechte Haltung

Zu einer aufrechten Haltung braucht es eine gut trainierte Muskulatur am gesamten Oberkörper. Da viele Kinder einen Großteil des Tages im Sitzen verbringen, sind auch Dehnübungen wichtig. Durch die Sitzhaltung verkürzt sich nämlich die Bauchmuskulatur, was den Rundrücken verstärkt.

Als empfehlenswert für eine gute Haltung gelten Sportarten wie Schwimmen, Klettern, Reiten und, für die kleineren Kinder, tänzerische Gymnastik. Wenn Krankengymnastik verordnet wird, sollte das Kind die Kräftigungs-, Dehnungs- und Koordinationsübungen, die es in der Therapie lernt, auch regelmäßig zu Hause durchführen. Kinder mit Haltungsschwächen sollten unbedingt am Sportunterricht in der Schule teilnehmen, nur Kinder mit schweren krankhaften Störungen können davon befreit werden.

Morbus Scheuermann – der Rundrücken als krankhafte Störung

Von der Rückenerkrankung Morbus Scheuermann sind vor allem pubertierende Jungen betroffen. Ursache ist wahrscheinlich eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung in Verbindung mit Bewegungsmangel und Fehlbelastungen. Auch bei Morbus Scheuermann ist die ausgewogene Entwicklung der Wirbelkörper gestört. Nach Abschluss des Wachstums kommt die Erkrankung zum Stillstand, jedoch bleiben die bereits eingetretenen Schäden an Bandscheiben und Wirbelkörpern für den Rest des Lebens bestehen.

Gegen einen „Scheuermann“ lässt sich nach heutigem Kenntnisstand ursächlich nichts unternehmen. Doch können die Auswirkungen der Krankheit vermindert werden. Wichtig ist beispielsweise, gebücktes Sitzen zu vermeiden. Tägliche Krankengymnastik hilft zusätzlich. Auch Sport ist bei Morbus Scheuermann empfehlenswert, vor allem Sportarten, die für eine Aufrichtung sorgen. Ungünstig ist dagegen alles, was die Krümmung des Rückens verstärkt, zum Beispiel Rudern. Bei schweren Formen, bei denen die vollständige Selbstaufrichtung nicht mehr möglich ist, kann ein Korsett gute Erfolge zeigen.

Skoliose – die seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule

Die dritte häufige Form von Haltungsschäden bei Kindern ist die Skoliose, eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, meist verbunden mit einer Verdrehung. Eine Skoliose ist bei vornübergebeugtem, entblößtem Oberkörper gut zu erkennen. Warnzeichen sind eine zur Seite geneigte Kopfhaltung, unterschiedlich hohe Schultern, ungleich lange Beine oder ein einseitig hervorstehender Brustkorb. Die Krankheit entwickelt sich meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren. Mädchen sind bis zu fünf Mal häufiger betroffen als Jungen. Die Ursachen sind meist nicht bekannt, jedoch scheint es familiäre Vorbelastungen zu geben. Eine schlechte Haltung wird heute als Ursache weitgehend ausgeschlossen. Jedoch könnte einseitiger Druck auf einer Schulterseite, etwa durch eine schwere Schultasche, die Krümmung verstärken. Eine Skoliose kann sich verschlimmern und im Laufe des Lebens die Lungen- und Herzfunktion beeinträchtigen, weil die Organe auf einer Seite deutlich eingequetscht werden.

Wenn Ihr Kind Zeichen einer Skoliose aufweist, sollten Sie es ärztlich untersuchen lassen. Meist verschreibt die Ärztin oder der Arzt Krankengymnastik. Es gibt spezielle Skoliose-Übungen nach Katharina Schroth, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts damit selbst therapierte. Aber auch andere physiotherapeutische Behandlungen können auf die Anforderungen einer Skoliose eingehen. In schweren Fällen ist ein Korsett, manchmal auch eine Operation angeraten.

Aktuelles Phänomen: Handynacken und Smartphone-Buckel

Ein relativ neuer, aber zwischenzeitlich häufiger Fall von Fehlhaltung ist eine Folge des Smartphonegebrauchs. Kinder und Jugendliche – wie auch Erwachsene – schauen meist vornübergebeugt und mit gesenktem Kopf auf den kleinen Bildschirm. Gelenke und Muskeln, Sehnen und Nerven, besonders in Nacken und Schultern, werden dadurch stark belastet. Verspannungen und Verhärtungen verursachen dann Schmerzen, die chronisch werden können. Auch die Wirbelgelenke können sich verziehen und frühzeitig verschleißen, was bis zum Rundrücken führen kann. Vorbeugung ist relativ einfach: das Handy auf Augenhöhe halten und immer wieder Bewegungspausen mit Lockerungsübungen einbauen. Gleiches gilt auch für den Computerarbeitsplatz. Hier sollte darauf geachtet werden, dass der obere Bildschirmrand mit den Augen des Benutzers eine waagerechte Linie bildet. Bei Schmerzen helfen Physiotherapie und gezielter Muskelaufbau.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de;  Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de

   In Zusammenarbeit mit dem Verband für Physiotherapie, Landesgruppe Südwest


 

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