Schuppenflechte – nicht nur ein Hautproblem
Sonntag,
16. Februar 2020
Gerötete und entzündete Stellen auf der Haut, an denen sich silbrig-weiße Schuppen bilden, manchmal verbunden mit Juckreiz: Dies sind die Leitsymptome einer Hauterkrankung mit dem Namen Schuppenflechte, lateinisch Psoriasis.
Nicht nur ein Hautproblem
Die Hauterkrankung wird von den meisten Betroffenen als psychisch sehr belastend empfunden, vor allem, wenn sie an gut sichtbaren oder intimen Stellen auftritt und wenn sie stark ausgeprägt ist. Scham und die Furcht vor Ausgrenzung spielen dabei die Hauptrolle. Viele Mitmenschen wenden sich aus Angst vor Ansteckung von den Erkrankten ab – für die dies umso bitterer ist, weil gar keine Ansteckungsgefahr besteht. Auch ist die Erkrankung nicht auf mangelnde Hygiene zurückzuführen, wird aber oft so wahrgenommen. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass Psoriasis von der Haut aus auf andere Organe übergreift und offensichtlich das Risiko für Diabetes, Gefäß- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Schuppenflechte: Veranlagung und Risikofaktoren
Schuppenflechte ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Die Symptome sind jedoch meist gut zu lindern, und auch vorbeugende Maßnahmen können die Krankheit in Schach halten. In Deutschland gibt es etwa zwei Millionen Betroffene. Ursache ist meistens eine genetische Veranlagung. Allerdings bricht die Krankheit trotz Veranlagung nicht zwangsläufig aus. Vielmehr sind verschiedene Risikofaktoren maßgeblich dafür, ob eine Schuppenflechte ausgelöst wird oder sich verschlechtert. Dazu zählen starkes Rauchen, hoher Alkoholkonsum sowie ausgeprägter Stress, wie er beispielsweise durch Konflikte in der Partnerschaft oder Mobbing im Beruf entsteht.
Auch Medikamente können eine Psoriasis hervorrufen oder verstärken. Bekannt ist dies unter anderem für Beta-Blocker (die zur Therapie von Bluthochdruck und Herzschwäche eingesetzt werden), für Lithium (ein Wirkstoff zur Behandlung von Psychosen) sowie für Mittel gegen Malaria. Streptokokkeninfekte im Nasen-Rachenraum, die das Immunsystem stark fordern, sind weitere Psoriasis-Auslöser oder -Verstärker. Dazu gehören beispielsweise wiederholte Mandelentzündungen. Daneben können bei vorhandener Veranlagung mechanische Hautschädigungen einen Schuppenflechtenherd entstehen lassen, etwa durch scheuernde Kleidung.
Beschleunigter Wachstumsprozess
Die Schuppenflechte beruht darauf, dass Hautzellen schneller als normal wachsen. Während sich die gesunde Haut alle vier Wochen erneuert, dauert dieser Prozess bei Schuppenflechte nur wenige Tage. Die Hautzellen an der Oberfläche sterben genauso schnell wieder ab, wie sie sich erneuern. Dabei entstehen rieselnde Schuppen. Irgendwann ist die Haut überfordert und kann die vielen neuen Zellen nicht mehr abstoßen. Dann bildet sich an den betroffenen Hautstellen ein dicker, silbrig-weißer Schuppenpanzer. Gleichzeitig entzünden sich die betroffenen und umgebenden Stellen, was sich in Form einer Hautrötung zeigt. Dies ist vor allem an den Ellenbögen, den Knien und der Kopfhaut zu bemerken sowie rund um den Bauchnabel, am After, über dem Steißbein, an den Fingerknöcheln und unter den Ohrläppchen.
Gefahr für Gelenke, Blutzucker, Gefäße und Herz
Die Schuppenflechte bleibt nicht ausschließlich auf die Haut begrenzt, sondern kann auch andere Organe erfassen, vor allem Gelenke und die zugehörigen Bänder des Skelettsystems, aber auch das Gefäßsystem. Menschen mit Schuppenflechte haben deshalb vermutlich ein höheres Risiko, Diabetes oder Gefäß- und Herzerkrankungen zu entwickeln. Dies ist das Ergebnis einer großanlegten dänischen Studie aus dem Jahr 2012. Sie zeigte, dass das Diabetes-Risiko bei Psoriasis-Betroffenen mit dem Schweregrad der Erkrankung steigt. Schon wer eine milde Form der Psoriasis hat, trägt ein um 50 Prozent höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken als Menschen ohne diese Hautkrankheit. Bei schweren Psoriasis-Formen steigt das Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Gesunden sogar auf das Doppelte an. Wer unter Schuppenflechte leidet, sollte deshalb regelmäßige Blutzuckertests machen, um diese häufige Begleiterkrankung frühzeitig zu erkennen.
Zusatzbürde Adipositas
Junge Psoriasis-Patienten haben oft eine weitere schwere Bürde zu tragen. Ärzte aus den Niederlanden und den USA fanden heraus, dass über ein Drittel dieser Jugendlichen deutlich übergewichtig ist. Die Medizin spricht von einer krankhaften Adipositas. Häufig sitzt der Speck im Taillenbereich, was für Herz und Kreislauf als besonders bedenklich gilt. Warum Kinder mit Psoriasis zu Übergewicht neigen, ist unklar. Es hat sich bewährt, bei ihnen eine Gewichtsabnahme durch bewusste kalorienarme Ernährung, gesünderes Essen und mehr Bewegung anzustreben. Mit diesen allgemein gesundheitserhaltenden Maßnahmen bessert sich manchmal auch die Schuppenflechte. Von Erwachsenen, die an Psoriasis erkrankt sind, weiß man, dass sie ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Herzinfarkt und Schlaganfall haben. Möglicherweise sind Entzündungsfaktoren in allen Fällen eine gemeinsame Ursache.
So sieht ärztliche Hilfe aus
Wenn Sie unter Schuppenflechte leiden, suchen Sie zunächst eine Hautarztpraxis auf, dort wird man Ihre Krankheit individuell einschätzen und Therapieempfehlungen geben. Um die lokalen Beschwerden auf der Haut zu reduzieren, wird Ihnen die Ärztin oder der Arzt empfehlen, die Schuppen von der Haut zu lösen. Dies ist durch Eincremen der betroffenen Stellen mit einem Salizylsäure-Vaseline-Gemisch oder mit einer Harnstoffsalbe möglich. Auch Sole- oder Ölbäder helfen dabei, die Schuppenkrusten zu entfernen. Danach können Cremes, Salben und weitere Therapien zur eigentlichen Entzündungsursache durchdringen. Je nach Ausprägungsgrad der Schuppenflechte kommen hierbei Wirkstoffe wie Dithranol, Vitamin-D3-Präparate, Vitamin-A-ähnliche Stoffe oder Kortison zum Einsatz.
Manchmal ist auch eine Systemtherapie mit Medikamenten zum Einnehmen erforderlich. Eine weitere Therapieform ist die kontrollierte UV-Bestrahlung mit speziellen Wellenlängen, gegebenenfalls in Kombination mit Medikamenten. Sehr wichtig ist darüber hinaus, dass Betroffene die Risikofaktoren vermeiden. Sie sollten das Rauchen einstellen, den Alkoholkonsum reduzieren und die Stressfaktoren im Leben angehen, am besten mit therapeutischer Unterstützung. Auch ist es sinnvoll, die Hausarztpraxis aufzusuchen. Dort können Begleiterkrankungen frühzeitig festgestellt und nötige Behandlungen eingeleitet werden.
Text: Dr. Beatrice Wagner
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