Sexualität im Urlaub – Genuss ohne Reue
Montag,
16. Juli 2018
Im Urlaub können wir uns endlich vom anstrengenden Alltags- und Berufsleben erholen. Ganz gleich, welche Erwartungen man an den Urlaub hat – er kann auf jeden Fall auch das Liebesleben bereichern.
Urlaub ist eine Chance für Paare und Singles
Achtsamkeit ist ein wichtiger Aspekt in einer guten Beziehung. Darauf zu achten, was die oder der andere möchte, auf partnerschaftliche Weise zu äußern, was man sich selbst wünscht, und wirklich zuzuhören statt die Worte nur vorbeirauschen zu lassen – all dies fällt im Alltag oft schwer. Da ist der Urlaub eine gute Gelegenheit, die Achtsamkeit in einer Beziehung wieder aufleben zu lassen.
Ein achtsamer Umgang miteinander wirkt stabilisierend und hat noch dazu positive Effekte auf Intimität und Sexualität – beides kommt in der alltäglichen Geschäftigkeit häufig zu kurz. Nehmen sich Paare jedoch wieder einmal bewusst Zeit füreinander, entsteht die Lust fast wie von selbst.
Ein Tipp: Für viele Paare ist Sexualität tagsüber schöner als abends, weil man noch frisch, fit und phantasievoll ist. Nehmen Sie sich die Freiheit, im Urlaub dann Ihrem Verlangen nachzugehen, wenn es sich einstellt. Die Tageszeit und das Tageslicht helfen Ihnen, den Sex zu einem besonderen Erlebnis zu machen.
Für Singles ist es im Urlaub oft leichter, Kontakte zu knüpfen. Beflügelt von guter Laune finden sie am Strand oder in der Hotelbar meist schnell Anschluss an andere Menschen und aus dem Flirt wird im Handumdrehen mehr. Urlaubslieben können besonders intensiv sein – leider gehen sie aber auch oft schnell wieder vorbei. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, um sich vor späteren Enttäuschungen zu bewahren. Genauso wichtig ist es aber auch, sich beim Sex im Urlaub vor ansteckenden Infektionen zu schützen.
Unschöne Erinnerungen an den Urlaubsflirt
Viele Menschen denken, dass sogenannte Geschlechtskrankheiten der Vergangenheit angehören. Leider stimmt das nicht, denn ihre Verbreitung ist nach wie vor groß. Das Ansteckungsrisiko ist umso größer, je weniger man sich kennt. Sexuell übertragbare Infektionen (STI = sexually transmitted infections) können beispielsweise von Bakterien, Viren und Pilzen verursacht werden. Die unschönen Erinnerungen an den Urlaubsflirt breiten sich nicht nur an den Genitalien aus, sondern befallen möglicherweise auch Haut, Augen, Zunge und Mundschleimhaut. Oft werden diese Symptome falsch interpretiert und die Infektion erst mit Verspätung behandelt.
Chlamydien
Die häufigste sexuell übertragbare Erkrankung ist laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts die Chlamydien-Infektion. Sie verläuft in bis zu 80 Prozent der Fälle ohne Symptome und bleibt daher zunächst oft unbemerkt. Für Frauen ist dies besonders schwerwiegend, denn die bakterielle Infektion kann zu erheblichen gesundheitlichen Probleme führen, zum Beispiel zu Unterleibsinfektionen, Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2008 ein nationales Chlamydien-Screeningprogramm eingeführt. Es ermöglicht sexuell aktiven Frauen unter 25 Jahren, einen jährlichen Test auf Chlamydien als Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen - auch wenn keine Krankheitszeichen vorhanden sind. Rechtzeitig entdeckt, lässt sich die Infektion wirksam behandeln. Zur Vermeidung von Neuinfektionen ist eine konsequente Partner-Mitbehandlung erforderlich.
Humane Papillomaviren
Die humanen Papillomaviren stehen an zweiter Stelle der Ansteckungsgefahren und sind die Hauptursache für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Deswegen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Mädchen vor dem ersten sexuellen Kontakt eine Impfung gegen bestimmte Arten von Papillomaviren. Sie wird von den Krankenkassen bezahlt. Generell sollten alle Frauen regelmäßig zur Krebsvorsorgeuntersuchung gehen. Denn die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist über einen harmlosen Gewebeabstrich frühzeitig zu erkennen, eine Operation verringert anschließend das Risiko.
Syphilis und HIV
Die Infektionszahlen für Syphilis und HIV sind ebenfalls besorgniserregend hoch. Betroffen sind insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben. Bei Syphilis handelt es sich um eine bakterielle Infektion mit vielfältigen, stadienabhängigen Symptomen, die von Haut- bzw. Schleimhautgeschwüren bis hin zu Schäden an Gehirn, Knochenmark und Nervensystem führen können. Die Krankheit ist in den Anfangsstadien mit Antibiotika gut behandelbar.
Eine HIV-Infektion dagegen ist nicht heilbar, auch wenn es aufgrund weiterentwickelter Medikamente mittlerweile Menschen gibt, die schon Jahrzehnte mit dem Virus leben. Die Abkürzung HIV bedeutet „Humanes Immundefizienz-Virus“, auf Deutsch: menschliches Abwehrschwäche-Virus. HIV schädigt das körpereigene Immunsystem, so dass eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren nicht mehr ausreichend bekämpft werden können. Wenn daraus Erkrankungen folgen, zum Beispiel Lungenentzündungen, spricht man von AIDS.
Gonorrhö und Trichomoniasis
Gonorrhö, auch Tripper genannt, und Trichomoniasis, sind weitere häufige sexuell übertragbare Krankheiten. Sie äußern sich vor allem durch Ausfluss, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen und können mit Antibiotika behandelt werden.
Wirksamer Schutz: Kondome verwenden!
Unbehandelte Geschlechtskrankheiten können einen langfristigen gesundheitlichen Schaden hinterlassen. Da sie zudem den Körper anfällig machen, können sie das Risiko einer HIV-Infektion steigern. Wichtig ist also: Riskieren Sie keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr. Auch wenn das Kondom keinen hundertprozentigen Schutz vor allen sexuellen Infektionen darstellt, sollten Sie nie darauf verzichten. Gerade in einem schönen Urlaub ist es wichtig, mit dem eigenen Körper und der Gesundheit der Partnerin oder des Partners sorgsam umzugehen. Warum kann nicht eine Packung Kondome zur Reiseausrüstung dazugehören wie Zahnpasta und Seife? Liebe ja, aber nur geschützt, sollte Ihr Motto sein.
Treten Anzeichen wie Ausfluss, Jucken, Schwellungen und Rötungen im Geschlechts- und Analbereich auf, sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen.
Sex ist auch gesundheitsfördernd
Wer sich vor den Gefahren schützt, kann die schönen Seiten des Sex umso befreiter genießen. Denn generell gilt, dass Sexualität gesundheitsfördernd ist und die Stimmung hebt. Es werden Glückshormone gebildet, die dafür sorgen, dass man sich entspannt und gut fühlt. Andere Substanzen bringen den Kreislauf und das Immunsystem in Schwung. Und schöne Orgasmen sind doch eine wunderbare stimmungsaufhellende Therapie. Insofern: Genießen Sie Ihren Urlaub mit all seinen Möglichkeiten!
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
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