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Was ist eine Kreuzallergie?

Dienstag, 1. März 2022

Das allgemeine Schnupfen und Niesen macht es deutlich: Die Pollenflugsaison hat begonnen. Während die Probleme für viele Allergiegeplagte nach einer Weile vorbei sind, leiden andere das ganze Jahr über weiter. Sie reagieren nicht nur auf Pollen, sondern auch auf bestimmte Nahrungsmittel. Diese Menschen sind vermutlich von einer Kreuzallergie betroffen. Davon spricht man, wenn das Immunsystem auf gleiche oder ähnliche Allergieauslöser unterschiedlicher Herkunft reagiert.


Wie hängen Pollen- und Nahrungsmittelallergie zusammen?

Eine Kreuzallergie tritt häufig bei Menschen auf, die unter Heuschnupfen leiden, also auf Pollen allergisch reagieren: Etwa die Hälfte von ihnen zeigt auch nach dem Verzehr von Obst, Gemüse, Nüssen oder Gewürzen allergische Symptome wie tränende Augen, Fließschnupfen, Nies- oder Juckreiz. Birkenpollenallergiker reagieren beispielsweise oft auf bestimmte Apfelsorten, Beifußpollenallergiker auf Sellerie. Die Nahrungsmittelallergie ist eine Folge der bereits vorhandenen Pollenallergie. Auslöser sind Inhaltsstoffe in den Nahrungsmitteln, die in ihrer chemischen Struktur den Pollen sehr stark ähneln.

Was passiert bei einer allergischen Reaktion im Körper?

Normalerweise verteidigt das Immunsystem den Organismus gegen körperfremde Substanzen, wie zum Beispiel gegen Krankheitserreger. Bei Menschen mit einer Allergie kann das Immunsystem offenbar nicht trennscharf unterscheiden: Es richtet sich nicht nur gegen wirklich schädliche Substanzen, sondern reagiert auch auf harmlose Stoffe, sogenannte Allergene, abwehrend. Manche Menschen reagieren auf nur eine Substanz allergisch, andere auf viele.

Bei den meisten allergischen Reaktionen produziert das Immunsystem beim ersten Kontakt mit dem Allergen sogenannte Immunglobulin E-Antikörper, kurz IgE-Antikörper. Sie sind spezifisch auf das Allergen ausgerichtet. Der Erstkontakt mit dem Allergen verläuft in der Regel symptomlos und wird als Sensibilisierung bezeichnet. Doch beim Zweitkontakt ist der Körper bereits in Alarmbereitschaft: Die IgE-Antikörper erkennen das Allergen und setzen einen Prozess in Gang, bei dem unter anderem der Entzündungsbotenstoff Histamin freigesetzt wird. Dies bewirkt die typischen allergischen Beschwerden, wie Schwellungen, Rötungen, Juckreiz, tränende und juckende Augen, Fließschnupfen, Niesen und gegebenenfalls sogar Luftnot.

Was ist das Besondere an der Kreuzallergie?

Eine Kreuzallergie ist eine allergische Reaktion, die nicht durch das eigentliche Antigen hervorgerufen wird, sondern durch biochemisch ähnliche Strukturen in einer anderen Substanz. So finden beispielsweise die IgE-Antikörper, die gegen das Allergen in den Birkenpollen gerichtet sind, in Äpfeln ähnliche Bindungsstellen, an denen sie andocken und die allergische Reaktionskaskade auslösen können. Ein Mensch mit Birkenpollenallergie kann also auch beim Biss in den Apfel die typischen allergischen Beschwerden bekommen. Diese treten dann unabhängig davon auf, ob gerade Pollenflugzeit ist oder nicht. Hätte die betroffene Person keine Allergie gegen Birkenpollen, dann würde der Biss in den Apfel keine Beschwerden bereiten.

Warum ist eine Kreuzallergie gefährlich?

Bemerkenswert ist, dass die allergische Kreuzreaktion heftiger ausfallen kann, als die Reaktion auf das ursprüngliche Allergen. Das macht eine Kreuzallergie, wenn sie nicht bekannt ist, gefährlich. Ein Mensch mit Heuschnupfen kennt in der Regel „seine“ Blütenpollen, auf die er allergisch reagiert, und weiß, wie er sie meiden kann oder wie er sich im akuten Fall verhalten muss. Dies gilt auch für den Einsatz von Medikamenten, wie Antihistaminika, um die allergischen Symptome zu lindern. Vielen Menschen mit Pollenallergie ist aber nicht bewusst, dass sie gleichzeitig auf Äpfel, Soja, Bananen oder Tomaten allergisch reagieren können. Sie bekommen u.U. starke allergische Reaktionen, ohne die Ursache dafür zu kennen.

Welche Formen der Kreuzallergie gibt es?

  • Eine häufig auftretende Form der Kreuzallergie ist das „Birkenpollen-Nuss-Obst-Syndrom“. Wer sensibel auf Birkenpollen reagiert, sollte vorsichtig sein bei Äpfeln, Haselnüssen, Karotten, Sellerie und Soja.
  • Haselpollen gehen oft eine Kreuzreaktion mit Apfel, Birne, Aprikose, Kirsche, Pfirsich und Pflaume ein.
  • Gräser und Getreide rufen in vielen Fällen Kreuzallergien mit Tomaten, Getreidekörnern, Erdnüssen und Hülsenfrüchten hervor.
  • Die Wiesenkräuter Beifuß und Wegerich gehen oft einher mit Kreuzreaktionen bei Sellerie, Möhren, Gewürzen und Küchenkräutern.
  • Bei einer Latexallergie gegen „Gummi“-Handschuhe oder Kondome können sich Kreuzreaktionen gegen Banane, Avocado, Tomate, Kartoffel, Kiwi oder Ananas bilden.

Praktische Tipps bei Kreuzallergie

  • Bei Birkenpollen-Allergikern richtet sich die Überempfindlichkeit gegenüber Äpfeln meist auf eine bestimmte Sorte. Vor allem die grünen Granny Smith rufen Kreuzreaktionen hervor. Die Sorten Altländer, Gloster und Hammerstein sind meist gut verträglich.
  • Weil die Kreuzallergene empfindlich gegen Hitze sind, kann es hilfreich sein, die entsprechenden Nahrungsmittel kurz aufzukochen. Fast alle Menschen mit Birkenpollen-Allergie, die allergisch auf rohe Äpfel reagieren, vertragen Apfelmus, Apfelkuchen oder Bratapfel. Viele haben keine Probleme mit gekochten Karotten oder kommen mit gekochtem Sellerie klar.
  • Menschen mit einer Kreuzallergie gegen Soja vertragen keine Sojasprossen, Tofuprodukte, Sojagetränke, Sojaflocken und sojahaltige Diätpulver. Weniger problematisch sind Sojasauce, Miso oder geröstete Sojabohnen, da diese Produkte fermentiert und stark erhitzt wurden.
  • Meiden Sie bei einer Kreuzallergie Obstsalate oder Rohkostteller, um nicht einem versteckten Allergieauslöser zu begegnen.
  • Alkoholgenuss, Stresssituationen und Belastungen im Alltag können die Reaktionsschwelle herabsetzen und allergische Reaktionen sowie Kreuzreaktionen verstärken. Verzichten Sie in diesen Situationen daher erst Recht auf allergieverdächtige Nahrungsmittel.
  • Wichtig ist gute Aufklärung: Informieren Sie sich über Ihre Allergie und über die damit möglicherweise einhergehenden Kreuzreaktionen. Führen Sie, falls vorhanden, Ihren Allergiepass und ein Medikamenten-Notfallset mit sich.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Beatrice Wagner beatrice-wagner.de, Susanne Schneider freistil-texte.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther; Mail bkahl@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Bundesweite Pollenflugvorhersagen

Tipps und Infos für Kreuzallergiker vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)

Nahrungsmittel, die eine Kreuzallergie hervorrufen können (mit Video)

 


 

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