Wie der Darm unsere Haut beeinflusst
Sonntag,
15. Januar 2023
Es ist allgemein bekannt, dass die Ernährung Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat. Das gilt auch für die Haut: Viele Menschen mit Hautkrankheiten, zum Beispiel mit Akne oder Neurodermitis, beobachten, dass bestimmte Nahrungsmittel ihre Erkrankung positiv oder negativ beeinflussen. Eine wichtige Rolle scheint hier der Darm zu spielen. Aber wie hängen Ernährung, Verdauung und Hautgesundheit zusammen? Darüber informieren wir in dieser Folge des Gesundheitstelefons.
Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:
Darm und Haut – Lebensort für Bakterien
Hätten Sie gedacht, dass der Mensch aus etwa ebenso vielen Bakterien wie Körperzellen besteht – nämlich aus ca. 30 bis 40 Billionen? Das berechneten israelische und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor einigen Jahren im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten.
Die größte mikrobielle Besiedlungsdichte findet man im Dickdarm. Dort leben Bakterien und andere Einzeller sowie Pilze und Viren in enger Verbundenheit miteinander. Die meisten dieser Darmbewohner haben nützliche Eigenschaften: Sie sind an Verdauungsvorgängen und Stoffwechselprozessen beteiligt, produzieren bestimmte Vitamine, regulieren Entzündungsreaktionen und halten das Immunsystem in Schach. Doch das empfindliche Gleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Darmbesiedlern kann kippen. Wenn schädliche Bakterien oder Pilze Überhand nehmen, können Verdauungsprobleme entstehen, zum Beispiel Völlegefühl, Blähungen oder Bauchkrämpfe. Darüber hinaus können krankmachende Entzündungs- und Immunreaktionen ausgelöst werden.
Neben dem Verdauungssystem bietet auch die Haut eine riesige Besiedlungsfläche für Bakterien und andere Winzlinge. Sie helfen, die Barrierefunktion der Haut aufrecht zu erhalten und schützen uns vor Krankheitserregern. Ganz ähnlich wie im Darm halten die nützlichen Bakterien auf der Hautoberfläche krankmachende Stämme davon ab, sich zu vermehren.
Das Mikrobiom – so nennt man die Gesamtheit der Bakterien und anderer Mikroorganismen, die auf und in uns leben – übernimmt also wichtige Funktionen in unserem Körper und trägt zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden bei.
Die Haut als Spiegel des Darms
Wissenschaftliche Arbeiten legen den Schluss nahe, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Darm- und dem Hautmikrobiom gibt – man spricht hier von einer „Darm-Haut-Achse“. Wie diese funktioniert, ist noch nicht ganz klar. Es gibt Vermutungen, die davon ausgehen, dass Darm und Haut über das Immunsystem miteinander verbunden sind. Es wird angenommen, dass Schädlinge in der Darmflora das Immunsystem beeinflussen und so zu krankhaften Entzündungsvorgängen auf der Haut führen können.
Möglicherweise werden bestimmte Immunzellen, so genannte T-Zellen, aktiviert. Sie beeinflussen Entzündungsmediatoren und lösen dadurch eine Reihe von chronischen Entzündungsvorgängen aus. Das Immunsystem gerät schließlich aus den Fugen, weil es sich nicht mehr selbst auf ein normales Niveau herunterregulieren kann.
Zu den Hautkrankheiten, die mit einem immunologischen Ungleichgewicht im Darm in Verbindung gebracht werden, gehören Akne, Neurodermitis, Psoriasis (also Schuppenflechte) und Rosacea.
Was dem Darm gefällt, ist auch gut für die Haut
Die gute Nachricht ist: Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Art der Ernährung einen Einfluss auf den Hautzustand haben kann. So fördert eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit abwechslungsreicher ballast- und mikronährstoffreicher Kost nicht nur die Darmgesundheit, sondern kann sich auch positiv auf die Haut auswirken. Der Speiseplan sollte einen hohen Anteil an Gemüse und Obst sowie viel Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte enthalten. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gehört dazu – am besten in Form von stillem Wasser.
Neben einer ausgewogenen Ernährung gibt es ergänzende Möglichkeiten, die Darmflora zu beeinflussen und darüber den Zustand der Haut zu verbessern. Manchen Menschen mit Hautproblemen hilft es, Nahrungsbausteine wie Zucker, ungesunde Fette und Salz zu reduzieren bzw. wegzulassen und auf Alkohol sowie stark verarbeitete Nahrungsmittel und Fertiggerichte zu verzichten.
Auch das Zuführen von Probiotika und Präbiotika scheint die Hautgesundheit zu verbessern. Als Probiotika werden lebensfähige Mikroorganismen bezeichnet, die in Lebensmitteln enthalten sind, zum Beispiel in Sauermilchprodukten wie Joghurt, Kefir und Buttermilch oder in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut. Probiotische Lebensmittel sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Probiotika können aber auch als Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform eingenommen werden.
Unter Präbiotika versteht man nicht verdaubare Nahrungsbestandteile, also Ballaststoffe. Sie dienen den Probiotika als Nahrung und fördern dadurch das Bakterienwachstum. Präbiotika finden sich in Gemüsesorten wie Lauch, Artischocken, Spargel oder Chicorée, in Knoblauch und Zwiebeln sowie in Vollkornweizen, Roggen und Hafer.
Wer unter Hautirritationen leidet, der sollte also nicht nur seine Hautpflege überprüfen, sondern auch seine Ernährungsgewohnheiten hinterfragen und sich im Zweifel ernährungsmedizinisch beraten lassen. Denn die Haut ist nicht nur der sprichwörtliche „Spiegel der Seele“, sondern gleichzeitig auch der Spiegel des Darms.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Elke Matuschek, KOMPASS Gesundheitskommunikation, www.kompass-pr.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther
Weiterführende Links
Hier lesen Sie, wie Gesundheit im Darm beginnt.
Informationen zum Zusammenhang zwischen Darm und Haut: Wie die Darmflora die Haut beeinflusst
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