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Wissensstand Affenpocken: Wie kann ich mich und andere schützen?

Dienstag, 16. August 2022

Aktualisiert am 16. September 2024 · Von diesem Text gibt es keine Audio-Datei.

Angesichts mehrerer Ausbrüche von Mpox (früher: Affenpocken) und der Entdeckung einer neuen, besonders ansteckenden Variante in Afrika hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte August eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ ausgerufen. Dennoch gehen Fachleute nicht davon aus, dass sich eine Pandemie entwickelt. Während die Behandlungsmöglichkeiten und die Versorgung mit Impfstoffen in Afrika mangelhaft ist, gibt es in anderen Teilen der Welt gute Möglichkeiten, sich und andere vor einer Infektion zu schützen.


Auch wenn Mpox sich momentan verstärkt ausbreiten, sind sie nicht mit Corona zu vergleichen: Sie sind besser bekannt und erforscht, das Ansteckungspotenzial ist als geringer einzuordnen und die Erkrankung ist dank vorhandener Impfmöglichkeiten und Medikamente gut behandelbar. Dennoch ist das kein Grund zur Entwarnung: Man sollte die Virusinfektion ernst nehmen und verhindern, dass sie sich in Deutschland etabliert. Denn Mpox sind keineswegs harmlos, sie können so schmerzhaft sein, dass eine Behandlung nur im Krankenhaus möglich ist. Auch können Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche sehr schwer erkranken. Zu den Komplikationen bei schweren Fällen gehören Lungenentzündungen und Augeninfektionen, die zum Verlust der Sehkraft führen können. Die Sterberate wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit drei bis sechs Prozent angegeben.

Wie verbreitet ist die Krankheit?

Ende Juli wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 100.000 Fälle aus 121 Ländern für den Zeitraum seit 2022 gemeldet. In Europa sind Spanien (8.104 Fälle), Frankreich (4.283), das Vereinigte Königreich (4.018) und Deutschland mit 3.886 gemeldeten Fällen am stärksten betroffen. Für das Jahr 2024 registrierte das Robert-Koch-Institut zum 18. August 91 Fälle.

Was sind Mpox?

Das Mpox-Virus (von engl. Monkeypox) wurde erstmals im Jahr 1959 bei Affen nachgewiesen. Übertragen wird das Virus vermutlich durch Nagetiere, die Krankheit gehört damit zu den Zoonosen. Das Virus ist verwandt mit den Kuhpocken und den klassischen humanen Pockenviren Variola und Smallpox. Der erste menschliche Patient mit Mpox wurde im Jahr 1970 in Afrika gemeldet. 2003 kam es zum ersten Nachweis von Mpox beim Menschen außerhalb des afrikanischen Kontinents.

Wer ist gefährdet?

Nach Angaben der WHO betreffen 98 Prozent der gemeldeten Fälle Männer, die Sex mit Männern haben. Grundsätzlich aber gilt: Jede und jeder kann sich anstecken. Die Viren werden durch engen und längeren Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen, vor allem durch die direkte Berührung mit Hautveränderungen wie Ausschlag, Bläschen, Pusteln, Wunden und Schorf. Ob Mpox auch über Vaginal- oder Samenflüssigkeit übertragen werden können, ist noch nicht abschließend geklärt.

Neben der Übertragung durch sexuelle Kontakte ist also auch eine Infektion durch Umarmungen und Händeschütteln möglich sowie über Kleidung, Bettwäsche und Handtücher. Schwangere, die sich infiziert haben, können das Virus an das ungeborene Kind weitergeben.

Wie erkennt man Mpox?

Anders als die Menschenpocken – eine lebensbedrohliche Krankheit, die seit 1980 als ausgerottet gilt – verlaufen Infektionen mit Mpox deutlich milder. Die Inkubationszeit, die Zeit zwischen Infektion und Erkrankungsbeginn, beträgt 6 bis 13 Tage. In wenigen Einzelfällen auch länger.

Die Erkrankung wird in der Regel von Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, geschwollenen Lymphknoten oder einer allgemeinen Abgeschlagenheit eingeleitet – also den klassischen Erkältungssymptomen. Charakteristisch sind die schmerzhaften Hautveränderungen. Sie durchlaufen die Stadien von Flecken bis Pusteln, verkrusten schließlich und fallen ab. In der Regel finden sich die Ausschläge im Gesicht, auf Handflächen und Fußsohlen. Sie können auch im Mundraum und an den Augen auftreten. Bei den aktuellen Fällen treten Hautveränderungen auch im Genital- und Analbereich auf. Sie können bis zu vier Wochen andauern und heilen in der Regel von selbst ab.

Wer Symptome bei sich bemerkt oder fürchtet, sich infiziert zu haben, sollte sich sofort mit seinem Arzt oder seiner Ärztin in Verbindung setzen und das Zusammentreffen mit anderen Menschen vorsorglich vermeiden. Im Infektionsfall muss das örtliche Gesundheitsamt informiert werden.

Wie lässt sich die Verbreitung stoppen?

Das Virus ist nicht über Aerosole in der Luft übertragbar, sondern nur durch direkten Kontakt mit Pusteln und Körperflüssigkeiten. Infizierte sollten deshalb auf körperlichen Kontakt zu anderen Menschen verzichten, bis der letzte Schorf abgefallen ist. Das kann bis zu einem Monat dauern.

Gegenüber Mitbewohnerinnen und -bewohnern sollten sich Infizierte isolieren und möglichst in ihrem Zimmer bleiben. Bettzeug, Kleidung, Handtücher und andere Haushaltsgegenstände wie Geschirr sollten nicht miteinander geteilt werden. Das Virus ist in der Lage, monatelang auf Oberflächen und Stoffen zu überleben, zu Infektionen führt dies aber wahrscheinlich nicht.  Der abgefallene Schorf kann noch infektiös sein. Deshalb muss besonders auf Sauberkeit und Hygiene geachtet werden.

Auch wenn alle Symptome abgeklungen sind, besteht noch die Gefahr einer Ansteckung über sexuelle Kontakte. Deshalb sollten Genesene auch nach der Isolation weiterhin vorsichtig sein und auf sexuellen Verkehr verzichten (bzw. Safer Sex praktizieren), empfohlen wird eine Zeit von etwa acht Wochen.

Damit es erst gar nicht zu einer Ansteckung kommt, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) konkrete Empfehlungen für das Sexualverhalten gegeben. Sie empfiehlt vor allem homo- und bisexuellen Männern, die promisk leben, Risiken zu vermeiden. Das bedeutet, dass sie vorerst die Zahl ihrer Sexualpartnerinnen und Sexualpartner reduzieren sowie mit neuen Kontakten unbedingt Adressen austauschen sollten, um die Personen notfalls über eine Infektion informieren zu können. Nur eine effektive Kontaktverfolgung kann die Ausbreitung des Virus stoppen.

Kann man sich impfen lassen?

Eine Impfung gegen Mpox ist möglich und kostenlos. Sie wird in der Regel zweimal verabreicht. Da der Impfstoff aber knapp ist, werden vorrangig Personen geimpft, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf besteht. Das sind zum Beispiel Menschen, die an Krebs erkrankt sind, und Menschen mit HIV, die weniger als 200 Helferzellen pro Mikroliter haben.

Folgende Gruppen kommen laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) ebenso für eine Impfung in Frage: Männer, die gleichgeschlechtliche Sexualkontakte mit wechselnden Partnern haben, sowie das Personal in Speziallaboren, das mit infektiösen Proben arbeitet.

Eine Impfung kann auch noch verabreicht werden, nachdem man mit dem Virus in Berührung gekommen ist. Bei Personen, die engen Kontakt zu Erkrankten oder zu kontaminierten Gegenständen hatten, kann bis zu zwei Wochen (idealerweise innerhalb einer 4-Tagefrist) danach eine Impfung sinnvoll und hilfreich sein.

Eingesetzt wird der Impfstoff Imvanex, er ist in Europa seit 2013 gegen die klassischen Pocken zugelassen. Wer zur älteren Generation gehört und bis Anfang der 1970er Jahre an einer der damals noch üblichen Pockenschutzimpfungen teilgenommen hat, verfügt bereits über einen Basisschutz gegen Mpox.

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit keine Informationen zu Impfmöglichkeiten. Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt, sich bei einer HIV-Schwerpunktpraxis, einer Aidshilfe oder einem Gesundheitsamt in der Nähe zu informieren, ob sie an eine Impfstelle weiterverweisen können. Grundsätzlich ist eine Impfung in der hausärztlichen Praxis nicht möglich.

Wie wird Mpox behandelt?

Zur Behandlung von Mpox gibt es spezialisierte Medikamente, die aber nicht flächendeckend vorhanden sind und deren Einsatz daher sorgfältig abgewogen werden muss. In sehr schweren Fällen kann eine antiretrovirale Therapie durchgeführt werden, die die Vermehrung der Viren im Körper unterdrückt und sich schon bei der HIV-Behandlung bewährt hat. Zur Linderung des Juckreizes können Zinksalben auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Auch schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente können zum Einsatz kommen.

Fazit

Auch wenn Panikmache fehl am Platz ist, ist Mpox eine ernstzunehmende Erkrankung, deren Ausbreitung unbedingt eingedämmt werden muss. Es gibt einen bewährten Impfstoff und gute Therapiemöglichkeiten, beides unterliegt jedoch Mengenbeschränkungen und ist daher nicht grenzenlos verfügbar. Das beste Mittel gegen Mpox ist Vorsicht: Mit entsprechenden Schutzmaßnahmen, vor allem im sexuellen Bereich, kann man sich selbst schützen und mit der Einhaltung von Hygiene- und Isolationsempfehlungen im Falle einer Infektion die Weitergabe des Virus an Mitmenschen verhindern.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Marion Mück-Raab · Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

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Die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist unter der Nummer 0221 892031, montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, erreichbar.

Die telefonische Beratung der Aidshilfen hat die bundesweit einheitliche Nummer 0180 33 19411 (9 Cent pro Minute aus allen deutschen Netzen). Sie ist montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 14 Uhr erreichbar. Sie können bei Ihrem Anruf anonym bleiben.

Allgemeine Informationen:

Flyer zu Mpox des Robert-Koch-Instituts (Download)

Informationen zu Erkrankung und Impfung und Erregersteckbrief Mpox der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

Informationen zur Übertragung des Virus

Bilder zu Hautveränderungen:

Abbildungen

Informationen zur Impfung:

des Robert-Koch-Instituts

der Aidshilfe


 

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